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Autor: Günter Köck

Die diesjährige EuroMAB-Konferenz in Bad Kleinkirchheim (siehe Bericht hier: Link) bot auch den passenden Rahmen, das 50jährige Jubiläum der Gründung des österreichischen MAB-Nationalkomitees würdig zu begehen.

Das heimische MAB-Nationalkomitee wurde im Jahr 1972, also nur ein Jahr nach der Gründung des UNESCO-MAB-Programms, auf der Basis eines Vertrages mit dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) eingerichtet, um die MAB-Forschung zu steuern und zu koordinieren. Österreich zählt damit zu den ersten Nationen, die sich am MAB-Programm beteiligten.1

Im Rahmen der Plenarveranstaltung am Eröffnungstag der EuroMAB-Konferenz am 13. September 2022 diskutierten im Rahmen eines von Lisa Wolf (E.C.O. Klagenfurt) moderierten Round Tables die  Vorsitzende des österreichischen MAB-Nationalkomitees, Marianne Penker (BOKU Wien), der ehemalige Vorsitzende und aktuelle Vizevorsitzende des Nationalkomitees, Arne Arnberger (BOKU Wien), der langjährige Generalsekretär des Nationalkomitee und österreichischer Vertreter im MAB International Coordinating Council in Paris, Günter Köck (ÖAW) sowie der wohl dienstälteste österreichische Biosphärenpark-Mitarbeiter, Christian Diry (Biosphärenpark Wienerwald), über die Faktoren, die zur international herausragenden Performance des österreichischen MAB-Programms geführt haben. Die Runde war sich einig, dass nach den ersten drei Jahrzehnten, in den ausgezeichnete Forschungsleistungen erbracht wurden, mit der fast zeitgleichen Übernahme der Agenden des MAB-Nationalkomitees durch Georg Grabherr (Vorsitzender von 2003-2014) und Günter Köck ein starker Modernisierungsschub eingesetzt hat.

 

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v.l.n.r: Marianne Penker (BOKU Wien), Christian Diry (Biosphärenpark Wienerwald), Arne Arnberger (BOKU Wien) (© BP Nockberge)

 

Das Österreichische Nationalkomitee hat in den fünf Jahrzehnten seines Bestehens nicht nur herausragende Forschungsleistungen erbracht bzw. initiiert, sondern hat sich mit seiner Expertise auch intensiv an der Koordinierung und Weiterentwicklung des internationalen MAB-Programms beteiligt und damit hohes internationales Ansehen erworben.

Schon bei seiner Gründung wurde das Nationalkomitee vom Wissenschaftsministerium weitblickend mit einem eigenen Forschungsbudget ausgestattet. Damit kann das Komitee wissenschaftliche Defizite nicht nur identifizieren, sondern mit geeigneten Forschungsprojekten diese Wissenslücken auch füllen.

Insgesamt hat das MAB-Nationalkomitee, das mit seinem eigenen Forschungsbudget weltweit eine Sonderstellung einnimmt, in den fünf Jahrzehnten seines Bestehens eine Vielzahl von Forschungsprojekten finanziert. Die Projekte weisen ein weites Themenspektrum auf und reichen vom Klimawandel über Monitoring und Zukunftskonzepte bis zur Landschaftsökologie und sozialwissenschaftlichen Themen. Dabei wurden auch internationale Kooperationen mit Biosphärenparkprojekten in Griechenland, Tschechien, Deutschland, England, Chile, Äthiopien, Brasilien, Mexico, Peru und Bhutan finanziert.

Wichtige Meilensteine für das österreichische MAB-Programm waren sicherlich der im 2006 veröffentlichte und im Jahr 2015 überarbeitete nationale Kriterienkatalog für Biosphärenparks in Österreich2 so wie das 2017 erstellte Positionspapier zur Nutzung von Erneuerbaren Energien3 in österreichischen Biosphärenparks und ein 2019 veröffentlichter Leitfaden zur Umsetzung des Lima-Aktionsplans.4 Darüberhinaus entstehen aus den vom Österreichischen MAB Nationalkomitee finanzierten Forschungsprojekten nicht nur eine Reihe von Forschungsberichten, sondern auch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Artikeln in Fachzeitschriften. Darüber hinaus produziert bzw. (ko)finaziert das MAB-Nationalkomitee zahlreiche Bücher und Broschüren.5 Ein Highlight ist dabei sicherlich der vom Nationalkomitee zum 50-Jahre-Jubiläum des internationalen MAB-Programms organisierte und finanzierte Sonderband mit zahlreichen Beiträgen zum Thema „UNESCO Biosphärenparks in Berggebieten“ in der internationalen Fachzeitschrift eco.mont.6

Die engagierte Arbeit des Nationalkomitees und der heimischen Biosphärenparks in der internationalen MAB-Familie wird auch international honoriert, so wurde Österreich in den letzten 20 Jahren mehrfach in das Entscheidungsgremium des MAB-Programms, den MAB-International Coordinating Council (MAB-ICC) gewählt und übernahm in Person des Koordinators der ÖAW-Forschungsprogramme Günter Köck auch viermal den Vizevorsitz des internationalen MAB-Programms.

In Österreich sind vier Biosphärenparks von der UNESCO anerkannt und leisten international herausragende Arbeit als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Mit der Region „Großes Walsertal“ wurde im Jahr 2000 der erste nach Sevilla-Strategie arbeitende Biosphärenpark eingerichtet. Im Jahr 2005 folgte der Wienerwald, im Jahr 2012 dann „Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge“ und schließlich 2019 der Biosphärenpark „Unteres Murtal“. Letzterer ist seit 2021 Teil des weltweit ersten fünf Länder (Slowenien, Kroatien, Ungarn, Serbien, Österreich) verbindenden Biosphärenparks „Mur-Drau-Donau (TBR MDD)“.7

Das Nationalkomitee, das sich aus renommierten Wissenschaftler(inne)n sowie Vertreter(inne)n von Ministerien, Bundesländerorganisationen, der Österreichischen UNESCO Kommission und NGOs zusammensetzt, beobachtet die österreichische Forschungslandschaft, analysiert den Forschungsbedarf, formuliert neue Forschungsstrategien und stimuliert und finanziert Forschungsprojekte.

Darüber hinaus berät und unterstützt das Nationalkomitee die Verantwortlichen der Biosphärenparks in wissenschaftlichen und technischen Fragen und stellt das Bindeglied zum MAB-Sekretariat in Paris dar. Es ist auch für die Einreichung eines Gebietes als Biosphärenpark bei der UNESCO sowie für die Einhaltung der UNESCO-Vorgaben verantwortlich.

Weiterführende Informationen zum MAB-Programm der UNESCO

Das UNESCO-Programm “Der Mensch und die Biosphäre (Man and the Biosphere, MAB)” hat im Jahr 2021 sein 50-jähriges Bestehen gefeiert.8 Mit den Regionen Wienerwald, Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge, Großes Walsertal und Unteres Murtal sind vier österreichische Biosphärenparks gemeinsam mit dem österreichischen MAB-Nationalkomitee als wichtige Partner mit im Boot.

Das im Jahr 1971 gegründete zwischenstaatliche Forschungsprogramm widmet sich der Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt. Ziel der Forschungsaktivitäten im Rahmen des MAB-Programms ist die Schaffung eines Gleichgewichts zwischen dem Schutz der Artenvielfalt, der Förderung einer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und der Bewahrung der kulturellen Werte.

Der Vorläufer war das im Jahr 1964 gegründete „International Biological Programm (IBP)“ der UNESCO, in dem sich die ökologisch orientierte Biologie erstmals international organisiert hat. Im Rahmen einer weltweit koordinierten Forschungsinitiative wurden Schlüsselökosysteme, von der Tundra bis zum tropischen Regenwald, mit dem Ziel untersucht, Prozesse, die das Funktionieren natürlicher Ökosysteme beeinflussen, besser zu vergleichen und verstehen zu können. Das IBP-Programm legte damit den Grundstein für das heutige Ökosystemkonzept. Ein Problem des IBP-Programms war jedoch, dass damals im Bemühen um ein Gesamtbild der Biosphäre vor allem die stofflich-funktionalen Komponenten der Ökosysteme wie etwa Biomasse-Produktion, Energieflüsse und Stoffkreisläufe untersucht wurden, der Einfluss des Menschen aber unberücksichtigt blieb. Mit der Gründung des MAB-Programms wurde dann der Mensch mit seinen Bedürfnissen und sein Einfluss auf die Umwelt stärker in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses gerückt.

Eine Schlüsselrolle im MAB-Programm spielen die UNESCO-Biosphärenparks ("biosphere reserves"). Biosphärenparks sind nach einheitlichen, international festgelegten Kriterien anerkannte Ökosysteme, in denen Modelle für eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen zum Wohle von Mensch und Umwelt entwickelt, erprobt und umgesetzt werden. Dieses moderne Schutz- und Entwicklungskonzept ist damit ideal geeignet, Naturschutz, Erhaltung der biologischen Diversität und Regionalentwicklung in Einklang zu bringen. Biosphärenparks sind damit Vorreiter- und Modellregionen in der Umsetzung der im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ mit dem Kerninhalt der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs - Sustainable Development Goals). Weltweit bilden derzeit 738 Modellregionen in 134 Staaten (darunter 22 grenzüberschreitende Regionen) ein globales Netzwerk von Biosphärenparks, dem auch vier österreichische Modellregionen (Großes Walsertal, Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge, Wienerwald, Unteres Murtal) angehören. Aktuell sind etwa 5 % der Erdoberfläche Teil eines UNESCO-Biosphärenparks.

Das MAB-Programm hat mit seinem Weltbiosphärenparknetzwerk in den fünf Jahrzehnten seines Bestehens weltweit Maßstäbe bei der Zusammenführung von Naturschutz, Forschung, Bildung, nachhaltigem Wirtschaften und soziokulturellem Nutzen für die Gemeinschaft gesetzt und ist damit ein Schlüsselakteur im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitspolitik.9

Der Erfolg des MAB-Programms ist in seiner beständigen Weiterentwicklung während der letzten 50 Jahre begründet.10 Waren die ersten Biosphärenparks noch ausschließlich dem Naturschutz und der Forschung gewidmet und ohne Bezug zur Bevölkerung, hat sich ab 1995 mit der Sevilla-Strategie das Programm mit der Integration der vor Ort lebenden und wirtschaftenden Menschen und der Schaffung von verpflichtenden Rahmenbedingungen für ein weltweites Netzwerk der Biosphärenparks in ein modernes Instrument für eine nachhaltige Entwicklung gewandelt. Mit den Aktionsplänen von Madrid (2008) und Lima (2016) und einem 2013 gestarteten Qualitätssicherungsprozess wurde das Programm gemäß den sich ändernden globalen ökologisch-ökonomischen wie auch politischen Herausforderungen weiterentwickelt. In Zeiten, in denen Klimakonferenzen von Minimalkompromiss zu Minimalkompromiss schlittern, ist das MAB-Programm, das den nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt nicht nur propagiert, sondern auch erforscht und Lösungen präsentiert, wichtiger denn je.

1 http://www.biosphaerenparks.at/

2  https://www.bpww.at/sites/default/files/download_files/MAB_%C3%96sterreich_Kriterien_BPs_2016.pdf

3 http://www.biosphaerenparks.at/images/pdf/Positionspapier_Energie_deutsch_0410.pdf

4 http://www.biosphaerenparks.at/images/pdf/LAP_%C3%96sterreich_final.pdf

5 http://www.biosphaerenparks.at/index.php/de/publikationen

6  https://austriaca.at/eco.mont-13-si

7 Köck, G., G. Schwach, A. Mohl (2022). Mura-Drava-Danube biosphere reserve: a long way from the original idea to the designation of the worlds first 5-country biosphere reserve. International Journal of Environment and Sustainable Development 21(3), 253-269, DOI: 10.1504/IJESD.2021.10042054. Link

8  https://en.unesco.org/mab

9  Clüsener-Godt, M., G. Köck, L. Möller (2022). It is about life: 50 years of UNESCO's Man and the Biosphere Programme. International Journal of Environment and Sustainable Development 21(4), DOI: 10.1504/IJESD.2021.10043762. Link

10  http://www.biosphaerenparks.at/index.php/de/blog/105-50-jahre-mab-programm-%E2%80%9Eman-and-the-biosphere%E2%80%9C-eine-erfolgsgeschichte-der-unesco

 

Autor: Günter Köck

Von 12.-16. September hat in Bad Kleinkirchheim im Kärntner Teil des UNESCO Biosphärenparks „Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge“ die diesjährige Konferenz der UNESCO-EuroMAB-Regionalgruppe stattgefunden. Die Tatsache, dass Österreich nach 2005 zum zweiten Mal den Zuschlag erhalten hat und damit das erste Land ist, das zwei EuroMAB-Meetings veranstalten konnte, zeigt das hohe Renommee der österreichischen MAB-Arbeit im internationalen MAB-Programm.

Unter dem Motto Tying cultures. Crossborder cooperation between societies and generations haben etwa 150 Delegierte aus 27 Staaten in einer Plenarveranstaltung und 14 Workshops unter anderem darüber diskutiert, wie die Zusammenarbeit und Kommunikation in und zwischen den Biosphärenparks und verschiedene Stakeholdern und Institutionen über Länder-, Generationen- und gesellschaftliche Grenzen verbessert werden kann.

Den idealen Auftakt für die Konferenz bildete der offizielle Empfang des Landes Kärnten, der im Beisein des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser und der Umweltlandesrätin Sara Schaar bei prachtvollem Wetter auf der Brunnachhöhe auf fast 2000 m Seehöhe stattfand. Dabei hatten die Teilnehmer*innen nicht nur die Gelegenheit, die Schönheit der Nockberge-Region zu überblicken, sondern bei traditioneller Volksmusik auch kulinarische Spezialitäten aus der Region zu verkosten.

Am nächsten Tag erfolgte die offizielle Eröffnung der Konferenz mit Begrüßungsworten von Meriem Bouamrane (MAB Sekretariat, UNESCO Headquarters, Paris), der Vorsitzenden des österreichischen MAB-Nationalkomitees Marianne Penker und dem Generalsekretär der Österreichischen UNESCO-Kommission Martin Fritz. Heinz Mayer präsentierte den Kärntner Teil des Biosphärenparks, während Arne Arnberger als Vizevorsitzender des österreichischen MAB-Nationalkomitees die österreichischen Biosphärenparks vorstellte. Danach folgten zwei Keynote-Vorträge sowie ein Round Table zum Konferenzthema „Tying cultures“. Der Spitzendiplomat Valentin Inzko, Kärntner Slowene und ehemaliger Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, legte dar, dass die Lage der Nockberge im südlichen Österreich nahe der Grenze zu Slowenien und der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien über viele Jahrhunderte hinweg einen regen kulturellen Austausch zwischen den Volksgruppen und Regionen ermöglicht hat, der mit großen Anstrengungen intensiviert wird. Gordana Beltram vom Slowenischen Ministerium für Umwelt und Raumplanung zeigte am Beispiel des im Jahr 2021 anerkannten Fünf-Länder Biosphärenpark „Mur-Drau-Donau“, der die Länder Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Serbien verbindet, wie intensive Zusammenarbeit auf dem Naturschutzsektor über Staatsgrenzen hinweg auch Jahrzehnte politischer Auseinandersetzungen überwinden kann. Die beiden Keynotes haben gezeigt, dass die Nockberge aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrungen mit grenzüberschreitenden kulturellen Beziehungen den perfekten Rahmen für das Konferenzthema, nämlich für die Diskussion von Herausforderungen und Möglichkeiten grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Gesellschaften und Generationen bieten.

Die Plenarveranstaltung bildete auch den passenden Rahmen für eine Round Table Diskussion anlässlich des 50-jährigens Jubiläums der Gründung des Österreichischen MAB-Nationalkomitees (siehe Link). Eine weitere Round Table Diskussion zum Thema "Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Herausforderungen und Best Practice Beispiele" mit Vertretern des Triglav-Nationalparks, des Biosphärenparks Julische Alpen, des Geoparks Karawanken und der Nockberge sowie die Präsentation des internationalen Kooperationsprojekts "Transdisciplinary Education Collaboration for Transformations in Sustainability" (TRANSECTS) vervollständigten die Plenarveranstaltung. Das Konferenz-Dinner, in dessen Rahmen der langjährige österreichische Vertreter im MAB International Coordinating Council in Paris, Günter Köck, für seine Verdienste um das MAB-Programm gewürdigt wurde, fand auf der malerisch gelegenen Burg Landskron statt. An den folgenden beiden Tagen wurden insgesamt 14 Workshops (siehe Liste) zu für Biosphärenparks wichtige Themen durchgeführt.

 

Workshop Title

Chair/Co-Chair(s)

Cooperation between Biosphere Reserves across national and regional borders

Barbara Engels (Deutschland), Michael Jungmeier (Österreich) 

Large carnivores in Biosphere Reserves - challenges and conflicts: Challenges; How to deal with it? Methods for herd protection

Anatolie Risina (Moldawien), Stefan Lütke (Deutschland)

Neobiota in Biosphere Reserves: Challenges; How to deal with it? Methods for prevention/ removal / coexistence

Angelika Abderhalden (Schweiz), Harald Brenner (Österreich)

Status of Mountain Biosphere Reserves: Challenges; Partnerships; Research strategy

Pam Shaw (Kanada)

Transboundary Biosphere Reserves: Why and how? Governance; Partnerships among cross border BRs; TBBR of the future?
Friederike Weber (Deutschland), Gordana Beltram (Slowenien)

Sustainable agriculture and food in Biosphere Reserves: (Re)use of traditional knowledge for agricultural production and preparation of food; Agrobiodiversity; Biosphere Reserves and new EU Strategies (Farm to Fork Strategy; EU Biodiversity Strategy for 2030); Biocultural heritage

Anna Agostini (Italien), Catherine Cibien (Frankreich)

Renewable energies in Biosphere Reserves: Challenges and opportunities; Possible conflicts with nature conservation

Kari Natland (Norwegen), Ed Forrest (Irland) 

Urban sprawl/settlement development, land use and demographic changes in Biosphere Reserves

Katharina Gugerell (Österreich), Alicia May Donnellan Barraclough (Norwegen)

Mobility in Biosphere Reserves: Challenges, solutions (good practice examples) and the role of Biosphere Reserve Management

Andy Bell (England), Annette Schmid (Schweiz)

Biosphere Reserves products and services: Branding/labelling; Role of entrepreneurs

Eve Ferguson (Kanada), Ryo Kohsaka (Japan) 

Promoting research in Biosphere Reserves: Partnerships between Biosphere Reserves and Universities; How to promote the benefit of research for both Biosphere Reserves and Universities?

Petr Cupa (Tschechien), Erik Aschenbrand (Deutschland)

Biosphere Reserves as living laboratory for combating climate change

Gaëlle Tavernier (Luxemburg), Johannes Prüter (Deutschland)

Responsible Tourism in Biosphere Reserves: Code of practices; Visitor management and monitoring; How to measure whether people visit an area because it is a Biosphere Reserves? Role of ecotourism; Role of Biosphere Reserves as resource for human health and well-being

Simone Beck (Luxemburg), Kelly L. Cerialo (USA) 

Female Bee Keepers in Biosphere Reserves

Ivana Kovačević  (Slowenien)

 

Besonders begeistert gezeigt haben sich die Teilnehmer*innen über das neue Workshop-Konzept, das die Teilnehmer*innen dazu veranlasste, die Konferenzräumlichkeiten zu verlassen und direkt mit der Region und ihren Bewohner*innen in Interaktion zu treten. Beispielsweise wurde der Workshop „Status of Mountain Biosphere Reserves“ im Bauernbad „Karlbad“ durchgeführt. Das aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammende und als letztes seiner Art in den Ostalpen geltende Karlbad liegt auf 1693 m Seehöhe und besitzt keine Elektrizität. Die sieben Präsentationen mussten daher mündlich und mit Hand-outs durchgeführt werden. Die Gespräche mit Vertreter*innen der Region und die Exkursionen zu Best-Practice Beispiele beflügelte die Diskussion, worüber sich die 28 Workshop-Teilnehmer*innen sehr angetan gezeigt haben.

Ein traditionelles Highlight aller EuroMAB-Konferenzen ist der sogenannte „Ethnic Evening“, bei dem die Biosphärenparks der EuroMAB-Gruppe ihre Produkte präsentierten. In den Nockbergen geriet dieser Ethnic Evening, wohl nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass sich die Teilnehmer*innen nach drei Jahren endlich wieder persönlich treffen konnten, zu einem ganz besonderen Beispiel von Freundschaft, Kulinarik und Lebensfreude.

Ein großes Anliegen des Organisationsteams war es auch, jungen Menschen eine Stimme zu geben. Aus diesem Grund wurde zum ersten Mal auf einer EuroMAB-Konferenz ein eigenes, von der österreichischen UNESCO-Kommission finanziertes Jugendprogramm organisiert, mit dem 10 Jugendliche aus 9 Ländern in alle Veranstaltungen der Konferenz eingebunden waren. Bei der Schlussveranstaltung am letzten Konferenztag konnten die Jugendlichen ihre Eindrücke von der Veranstaltung, ihre Ideen sowie einen „Call for Action“ dem Plenum präsentieren. Dieser „Call for Action“ mit der Aufforderung, junge Menschen zukünftig immer in Biosphärenpark- und MAB-Belange einzubinden, wurde als Zeichen der Anerkennung für die Jugend von allen Anwesenden unterschrieben.

Darüber hinaus war es den Organisator*innen wichtig, Menschen und Unternehmen aus der Region sowie auch Biosphärenparks aus den Nachbarländern miteinzubeziehen. So etwa hat am ersten Veranstaltungstag eine Gruppe von etwa 30 Vertreter*innen aus dem Triglav Nationalpark und dem Biosphärenpark „Julische Alpen“ (Slowenien) teilgenommen.

Die nächste EuroMAB-Konferenz wird 2024 in Deutschland stattfinden. Die „Staffelübergabe“ erfolgte während der Schlussveranstaltung der Konferenz, wobei die Cheforganisatoren Heinz und Marlies Mayer eine handgemachte und mit Köstlichkeiten aus der Region gefüllte Schüssel aus Zirbenholz an die deutschen Kolleg*innen übergaben. Deutschland ist nun neben Delegierten aus Irland, Moldawien, Dänemark und Österreich auch neues Mitglied im fünfköpfigen EuroMAB Steering Committee, das seine Expertise in die strategischen Planung der nächste EuroMAB-Konferenz einbringen wird.

Im Anschluss an die Konferenz führte eine Exkursion eine Gruppe aus Kanada, Japan, der Schweiz und Österreich in die Julischen Alpen, in der Slowenien und Italien mit ihren beiden Biosphärenparks grenzüberschreitend eng kooperieren. Dabei wurde u.a. das slowenische Soča-Tal mit dem Trenta Nationalparkzentrum und der Jelinĉic Farm so wie das italienische Städtchen Venzone besucht, wo mit den Kolleg*innen aus den beiden Biosphärenparks ein reger Meinungsaustausch stattfand.

Zusammenfassend gesehen war die vom Biosphärenpark-Management Nockberge, dem Österreichischen MAB-Nationalkomitee und der Österreichischen UNESCO-Kommission organisierte und von der Kärntner Landesregierung und dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung unterstützte Konferenz ein großer Erfolg. Auch das Bemühen der Veranstalter, eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Veranstaltung mit kurzen Wegen zu organisieren, ist aufgegangen.

Das vollständige Konferenzprogramm findet sich auf der Konferenz-Homepage, die dankenswerterweise von Kati Heinrich vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung (IGF) in Innsbruck erstellt und betreut wurde: http://www.euromab2022.at/

 

 

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 Bild 1: Empfang auf der Brunnachhöhe (© BP Nockberge)

Bild 2: Eröffnung der Konferenz durch Meriem Bouamrane (MAB Sekretariat, UNESCO Hauptquartier Paris; © BP Nockberge)

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Bild 3: Galadinner auf der Burg Landskron (© BP Nockberge)

 Bild 4: Ehrung von Günter Köck in der Adler-Arena der Burg Landskron (© BP Nockberge)
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Bild 5: Workshop-Impressionen (© BP Nockberge)  Bild 6: Workshop-Impressionen (© BP Nockberge)
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  Bild 7: Workshop-Impressionen (© BP Nockberge)  Bild 8: Workshop-Impressionen (© BP Nockberge)
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Bild 9: Workshop der EuroMAB 2022 Jugendgruppe (© BP Nockberge) Bild 10: Workshop der EuroMAB 2022 Jugendgruppe (© BP Nockberge)
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Bild 11: Mitglieder der EuroMAB 2022 Jugendgruppe (© BP Nockberge) Bild 12: Teilnehmer*innen unterschreiben den Call4Action der EuroMAB   2022 Jugendgruppe (© BP Nockberge)

 

Weiterführende Informationen zu EuroMAB

Das EuroMAB-Netzwerk umfasst alle Staaten in Europa und Nordamerika, die am UNESCO Programm „Man and the Biosphere (MAB)“ und seinem Weltnetzwerk der Biosphärenparks teilnehmen. EuroMAB ist das größte und älteste der acht regionalen und sieben thematischen MAB-Netzwerke und stellt mit aktuell 308 Biosphärenparks in 41 Ländern nahezu die Hälfte der Biosphärenparks im aktuell aus 738 Modellregionen in 134 Ländern bestehenden Weltnetzwerk. EuroMAB ist eine Plattform, um Wissen, Know-How und Erfahrungen im Bereich nachhaltiger Entwicklung und Artenschutz zwischen Biosphärenpark-Manager*innen, Wissenschaftler*innen, den nationalen MAB-Komitees, den Vertreter*innen der UNESCO sowie Partnerorganisationen zu teilen.

Seit dem ersten Meeting im Jahr 1986 in České Budêjovice (Tschechien) treffen sich die Vertreter/innen der Biosphärenparks und der MAB Nationalkomitees der EuroMAB-Gruppe üblicherweise alle zwei Jahre. EuroMAB Konferenzen haben bisher in Minsk (Weißrussland, 1997), Cambridge (Großbritannien, 2000), Rom (Italien, 2002), Hernstein (Österreich, 2005), Antalya (Türkei, 2007), Stará Lesná (Slowakei, 2009), Lundsbrunn (Schweden, 2011), Brockeville (Kanada, 2013), Haapsalu (Estland, 2015), Sarlat-la-Canéda (Frankreich, 2017) und Dublin (Irland, 2019) stattgefunden. Die EuroMAB-Konferenzen sind damit für europäische und nordamerikanische Biosphärenpark-Manager*innen und Personen, die sich für das Konzept und die Anliegen des Weltbiosphärenparknetzwerks engagieren, nicht nur eine hervorragende Gelegenheit zum Networking, sondern auch eine perfekte Gelegenheit, sich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die nachhaltige Entwicklung auf der ganzen Welt einzusetzen.

Nachruf von Max Albrecht, Günter Köck und Harald Pauli

Georg Grabherr, Ehrenvorsitzender des MAB-Nationalkomitees, ist am 25. Oktober 2022 im Alter von 76 Jahren viel zu früh von uns gegangen.

Georg hinterlässt als Mensch und Wissenschaftler eine unglaublich große Lücke. Sein Leben als Familienvater, als Freund, Mentor und Kollege, sein Wirken als Wissenschaftler war so vielfältig und reichhaltig, dass man es hier nur unzureichend beschreiben kann.

Georg Grabherr wurde am 30. April 1946 in Bregenz geboren und ist in Hörbranz aufgewachsen. Gleich nach dem täglichen Unterricht legte Georg die Schultasche ab und begab sich auf Entdeckungsreise in die Hörbranzer Wildnis. Das Interesse für die Natur wurde von seinen Eltern von Beginn an sehr unterstützt. Nach der Hauptschule besuchte er die Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch, war doch sein ursprünglicher Berufswunsch Lehrer. Im Internat nutzte er sein ausgeprägtes Interesse für die Natur, um beim Botanisieren in Wald und Flur dem Nachmittagsstudium zu entgehen. „Botanisieren statt Studieren“ war damals sein Lebensmotto.

Von 1967 bis 1975 studierte Georg Botanik in Innsbruck. Bereits hier zeigte sich der zentrale Punkt seines wissenschaftlichen Interesses: nämlich die Floristik, die er bereits in seiner Studienzeit leidenschaftlich betrieb.  Schließlich waren, seiner Aussage nach, ja „die Arten die Vokabeln der Natur“. Artenkenntnis lernt man am besten auf Exkursionen. Diese Art zu Lernen betrieb Georg geradezu exzessiv: waren damals im Studium nur acht Exkursionsstunden vorgeschrieben, nahm Georg hingegen an fast 200 Exkursionsstunden teil.

Die Doktorarbeit verfasste Georg dann allerdings nicht über ein floristisch pflanzensoziologisches, sondern über ein physiologisches Thema („Beiträge zur Ökophysiologie von Loiseleuria procumbens“). Damit hatte der junge Wissenschaftler ein Koordinatenkreuz über „seine“ Pflanzenwelt aufgespannt. Die vertikale Koordinate war die allgemeine Botanik mit Physiologie oder Genetik. Allgemein deshalb, weil sie auf der ganzen Welt nach demselben Prinzip funktionieren. Die horizontale Koordinate war die Floristik. Jede Erdgegend hat ihre eigene Flora und ihren eigenen Pflanzenbestand. Georg füllte beide Koordinaten aus, und dieses Koordinatensystem bildete wohl die Grundlage und das Fundament, von dem aus Georg die Vegetationsökologie auf der ganzen Welt so sicher und auf so hohem Niveau betreiben konnte. Georg wurde zu einem wandelnden Lexikon, konnte 4.000 Pflanzenarten ad hoc benennen und hat über 10.000 Pflanzenarten bewusst wahrgenommen.

Georg erhielt gleich nach Abschluss seines Doktorats eine Assistenten-Stelle am Institut für Botanik der Universität Innsbruck. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University of Wales in Bangor habilitierte er 1983 in Innsbruck mit dem Thema „Produktionsbiologie und touristische Belastbarkeit hochalpiner Rasenökosysteme“. Das Thema war übrigens ein Modul im Rahmen eines MAB-Forschungsprojekts und damit wohl Georgs erster intensiver wissenschaftlicher Kontakt mit dem MAB-Programm der UNESCO, mit dem er in seiner weiteren Karriere eng verbunden bleiben sollte.

In seine Zeit als Universitätsassistent an der Universität Innsbruck fällt vor Allem die Pionierarbeit zur Erforschung der Dynamik alpiner Ökosysteme. So wies Georg als Erster auf die Klonalität und damit das unglaublich hohe Alter von Krummseggen in den alpinen Urrasen hin. Er verstand es auf beispielgebende Weise, wissenschaftliche Synergien in der Vernetzung von Grundlagenforschung und praxisorientierter Problemforschung zu erzielen und hat in seiner Innsbrucker Zeit für die Tiroler Landesregierung immer wieder für schwierige Fälle Naturschutz-Expertisen verfasst. Dort begann auch die Auseinandersetzung mit dem praktischen Naturschutz.

So hat Georg mit dem Liechtensteiner/Schweizerischen Naturschutzexperten Mario Broggi das Vorarlberger Biotopinventar verfasst.  Dieses Werk war damals das erste vollständige Inventar eines gesamten Landes mit Gebirgscharakter. Auch im Bereich der angewandten Forschung – und die Erstellung eines Biotopinventars ist angewandte Forschung – war Georg nie Eklektizist und schon gar kein Kopist, nein, die genuine Geistigkeit war bei ihm immer am Werk. Georg war auch ein gründlicher Historiker und hat die Geschichte Vorarlbergs, soweit sie für die Landschaftsentstehung von Relevanz war, im Vorarlberger Landesarchiv eingehend studiert. Er hat beinahe die Hälfte der Landesfläche Vorarlbergs selbst kartiert und seine Inventare sind spannend geschrieben. Diese sind nicht nur bloße Auflistungen von Lebensraumtypen und Arten, sondern sind eigene neue regionale Naturkunden, wodurch die Kenntnis über die Landesnatur insgesamt enorm gestiegen ist.

Im Jahr 1986 folgten dann gleich zwei Berufungen: Georg hat sich gegen die Universität Hannover und für die Universität Wien als Professor für Vegetationsökologie und Naturschutzforschung entschieden. Schwerpunkte seiner Forschung in Wien waren die Hochgebirgsökologie und der Naturschutz, beides mit stark internationaler Verankerung. Georg hat zahlreiche nationale und internationale Forschungsprojekte geleitet, in denen sehr oft sein Leitthema, nämlich der Wandel in der Natur und der Einfluss des Menschen darauf, die Hauptrolle spielte. Zu den international wegweisenden Arbeiten zählen die Ermittlung der Hemerobie der österreichischen Wälder, also der Zustand der Wälder hinsichtlich ihrer Naturnähe und die monographische Darstellung der Pflanzengesellschaften Österreichs. Die Pflanzengesellschaften Österreichs sind die Ernte mehrerer Forschergenerationen und der vorläufige Höhepunkt einer langen Tradition, die Vegetation zu sichten, zu differenzieren und zu beschreiben. Ziel war es, sämtliche bislang aus Österreich bekannt gewordenen Syntaxa aufzulisten und zu beschreiben und die noch offenen Fragen abzuleiten. Unter Georgs Leitung ist die erste umfassende Zusammenschau des gegenwärtigen Wissensstandes über die Pflanzengesellschaften Österreichs entstanden.

Georg Grabherr hat in der Lehre auch die Vegetation der ganzen Erde vertreten.  Die Vielfalt der Natur der Erde sprengt das menschliche Vorstellungs- und auch das Darstellungsvermögen. Es ist unmöglich, zumindest im Überblick die Vielzahl an Arten im Einzelnen zu beachten. Das Ökosystem ist aber eine Einheit, welche die Beschreibung der Lebewelt vereinfacht ermöglicht. Die Ökosysteme zusammengefasst als Ökosystemkomplexe bis hin zu Großlebensräumen erlauben in synoptischer Form, die Lebewelt der Erde hierarchisch gegliedert zu fassen. Und genau das hat Georg mit seinem im Jahr 1997 erschienenen Buch über die Ökosysteme der Erde mit 400 selbst fotografierten Bildern aus der ganzen Welt gemacht!

Eines seiner herausragendsten Projekte ist das zukunftsweisende Projekt und Monitoring-Netzwerk GLORIA („Global Observation Research Initiative in Alpine Environments“), das sich mit dem Klimawandel im Hochgebirge befasst. Seine Hypothese war, dass es durch die Klimaerwärmung zu einem Höhersteigen der alpinen Vegetation gekommen ist. Was fehlte, waren nachvollziehbare Beweise durch systematische Langzeitstudien und Messreihen. Diese Methodik baute Georg mit Studenten seines Wiener Instituts auf. Gemeinsam mit seinem Team entwickelte er eine ausgefeilte Methodik zur Einrichtung alpiner Dauerbeobachtungsflächen, die der einschlägigen Wissenschaftsgemeinschaft der Welt präsentiert wurde, um bei GLORIA mitzumachen. Und das internationale Echo war riesengroß, nicht zuletzt, weil Georg ein international bekannter und geschätzter Gebirgsökologe war. So ist das größte globale Monitoring-Programm für die Biodiversität der Hochgebirgsvegetation im Kontext der Klimafolgenabschätzung entstanden. GLORIA umfasst heute ein Beobachtungsnetz in über 130 Untersuchungsgebieten in Gebirgen in allen Klimazonen der Erde.  Das Team um Georg Grabher hat mehrfach Forschungsergebnisse aus dem GLORIA-Langzeitprojekt in den renommierten Fachzeitschriften Nature und Science publiziert.

Ein weiteres von Georg und seinem Team geleitetes internationales Wissenschaftsprojekt, das UNESCO-Projekt „Global Change in Mountain Regions (GLOCHAMORE)“, das die Entwicklung und Umsetzung einer Strategie zur Erkennung von globalen Umweltveränderungen in Gebirgsregionen über ein Netzwerk von Beobachtungsstandorten in ausgewählten Biosphärenparks zum Ziel hatte, hat ihm einen legendären Ruf im MAB-Programm eingebracht, der bis heute anhält.

Nach dem alten Universitätsideal stellen Forschung und Lehre eine Einheit dar. Bei keinem anderen Wissenschaftler traf dies so genau zu wie bei Georg Grabherr. Georg war ein hervorragender Didakt und ein hochgradig kommunikativer Mensch. Er war nie ein Kind von Traurigkeit und konnte brillant erzählen. Seine auf Exkursionen und bei anderen Gelegenheiten erzählten „Gschichtln“ waren legendär und trugen nicht nur zur guten Stimmung bei, sondern führten auch dazu, sich auch das trockenste Wissen leichter zu merken. Die Exkursionen, die er auf der ganzen Welt machte, waren bei den Studenten die mit großem Abstand beliebtesten. Er konnte begeistern und er hat Hunderte von Studenten begeistert und schließlich über 300 Diplomanden und Dissertanten in gute Berufe gebracht. Kein anderer hat in Österreich das Studium der Naturschutzbiologie so professionalisiert und auf den gesellschaftlichen Bedarf abgestimmt.

Für Georg gehörten nicht nur Forschung und Lehre, sondern auch Forschung und Wissensvermittlung für eine breite Öffentlichkeit zusammen. Er vermittelte sein Wissen über die Natur in vielfältiger Weise, wissenschaftlich korrekt und doch allgemein verständlich. Georg hat neben mehreren 100 Fachpublikationen auch eine Reihe von Fach- und auch populärwissenschaftlichen Büchern geschrieben.

Er hat auch immer die Verantwortung der Naturwissenschaft für die Gesellschaft betont. Dies zeigt sich auch in seiner lebenslangen Verbundenheit zum Vorarlberger Naturschutz. Als langjähriger Vorsitzender des Vorarlberger Naturschutzrates hat er die Naturschutzbelange seiner Heimat maßgeblich mitgestaltet. Seine Exkursionen mit den Mitgliedern der Vorarlberger Landesregierung in die Vorarlberger Natur hatten einen legendären Ruf. Als Anreiz zur Steigerung der Artenvielfalt auf Wiesen hat Georg die Vorarlberger Wiesenmeisterschaft ins Leben gerufen, die inzwischen in vielen Ländern nach dem Vorarlberger Vorbild durchgeführt wird. Die Geschicke des Biosphärenparks „Großes Walsertal“ lagen ihm immer besonders am Herzen!

Georg Grabherr war auch in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gut verankert. Seit 2004 war er korrespondierendes Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 2003 wurde Georg Vorsitzender des MAB-Nationalkomitees. Die Zeit seines Vorsitzes war nicht nur durch einen Modernisierungsschub und verstärkte Internationalisierung des österreichischen MAB-Programms, sondern auch durch die erfolgreiche Einrichtung der beiden Biosphärenparks „Wienerwald“ und „Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge“ gekennzeichnet. Nach seinem krankheitsbedingten Rückzug im Jahr 2014 wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Nationalkomitees ernannt. Neben dem MAB-Nationalkomitee war Georg auch langjähriger Vorsitzender des Nationalkomitees „Global Change“. Von 2006 bis 2013 war er Vizedirektor des ÖAW-Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung.

Georg wurde für sein Lebenswerk vielfach geehrt. So etwa war er Österreichs Wissenschaftler des Jahres 2012. Im Jahr 2013 erhielt er neben dem Vorarlberger Wissenschaftspreis auch das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Im Jahr 2015 wurde Georg von der Universität Innsbruck mit dem Ehrendoktorat ausgezeichnet. Die für Georg nach eigener Aussage wertvollste Auszeichnung war aber das Ehrenzeichen des Vorarlberger Alpwirtschaftsvereins: ein Umstand, der Georgs nicht nur Bodenständigkeit, sondern auch seine lebenslange enge Verbindung zu seiner Heimat Vorarlberg zeigte.

Was Biodiversität sein kann, kann man im besten Fall nur erahnen. Georg zählte zu den ganz wenigen Menschen, die sie erfasst haben. Viele haben sich vielleicht gefragt, wie so ein Lebenswerk möglich ist? Naturliebe, großes Gedächtnis, Kommunikationsfähigkeit, Fleiß, Engagement, ja aber das allein erklärt es noch nicht. Das Buch „Ein Garten für das 21. Jahrhundert“, das nicht nur ein prächtiger Bildband über Georgs Garten in Königstetten, sondern auch ein Konzentrat von 30 Jahren Forschung und Lehre in Naturschutzbiologie ist, liefert vielleicht die Erklärung. Dort schrieb Georg den Satz „Mein Garten: Ich möchte in Blumen ertrinken“. Es ist wohl diese totale Hingabe an seinen Forschungsgegenstand, die Pflanzenwelt, die ihm sein Lebenswerk ermöglicht hat.

Seine fortschreitende Parkinson-Erkrankung zwang Georg leider, sich viel zu früh aus seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten zurückzuziehen.  Durch die Unterstützung seiner Frau Traudl konnte sich Georg aber bis fast zuletzt weiter in Naturschutzaktivitäten einbringen.

Am 25. Oktober 2022 ist Georg im Kreise seiner Familie in seinem Haus in Königstetten verstorben. Jenem Haus, das von seinem Garten für das 21. Jahrhunderts umgeben ist! Wir werden Georg als Wissenschaftler von Weltgeltung, herausragenden Lehrer und Wissensvermittler, leidenschaftlichen Naturschützer, Freund und Kollegen in liebevoller Erinnerung behalten.

 

 

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© Edition Lammerhuber (Buch "Ein Garten für das 21. Jahrhundert", 2012)

© Edition Lammerhuber (Buch "Ein Garten für das 21. Jahrhundert", 2012)

 

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© Edition Lammerhuber (Buch "Ein Garten für das 21. Jahrhundert", 2012)

       © G. Köck (Südafrika 2008)

 

Autor: Günter Köck

In der letzten Sitzung Anfang Mai hat im MAB-Nationalkomitee ein bereits vorgeplanter Wechsel des Vorsitzes stattgefunden.

Arne Arnberger, der seit Oktober 2014 Nationalkomitee-Vorsitzender war, hat wegen zusätzlicher Aufgaben an der Universität für Bodenkultur den Vorsitz an die bisherige Vizevorsitzende Marianne Penker (ebenfalls Universität für Bodenkultur) übergeben.

In Arnbergers Amtszeit, der dem Nationalkomitee als Vize-Vorsitzender weiterhin zur Verfügung stehen wird, fallen einige wichtige Entscheidungen und Aktivitäten, wie etwa die im Zuge der Qualitätsverbesserungsinitiative des MAB-Programms erfolgte aufsehenerregende Auslistung von vier österreichischen Biosphärenparks, die Überarbeitung des nationalen Kriterienkatalog für Biosphärenparks in Österreich (2015), die Veröffentlichung eines Positionspapiers zur Nutzung von erneuerbaren Energien in österreichischen Biosphärenparks (2017) und eines Leitfadens zur Umsetzung des Lima-Aktionsplans 2016-2025 in österreichischen Biosphärenparks (2019) sowie die Anerkennung des Biosphärenparks „Unteres Murtal“ (2019).

 

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Die neue Vorsitzende Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Marianne Penker  (© BOKU Wien)

 

Autor: Günter Köck

Vom 13. - 17. Juni 2022 fand im UNESCO Hauptquartier in Paris das 34. Meeting des Internationalen Koordinierungsrates des UNESCO-MAB-Programms (MAB International Co-ordinating Council, MAB-ICC) als Hybridveranstaltung statt.

Der für viele Länder wohl wichtigste Tagesordnungspunkt des aus 34 Ländern bestehenden Lenkungsgremiums des MAB-Programms, in dem Österreich in Person von Dr. Günter Köck vertreten ist, war wie immer die Bekanntgabe der neuen UNECO-Biosphärenparks.

Insgesamt wurden vom MAB-ICC 11 neue Biosphärenparks in das Weltnetzwerk aufgenommen (siehe nachstehende Liste). Dabei wurden erstmals auch Gebiete in Georgien, Sambia und Tschad ausgezeichnet.

Damit besteht das Weltbiosphärenparknetzwerk nunmehr aus 738 Biosphärenparks in 134 Ländern (darunter 22 grenzüberschreitende Biosphärenparks).

Neue UNESCO Biosphärenparks:

  • Sunshine Coast Biosphere (Australia)
  • Doumba-Rey (Cameroon)
  • Sena Oura (Chad)
  • Dedoplistskaro (Georgia)
  • Three Alazani Rivers (Georgia)
  • Harrat Uwayrid (Saudi Arabia)
  • Burabay (Kazakhstan)
  • Markakol Biosphere Reserve (Kazakhstan)
  • Khuvsgul Lake (Mongolia)
  • Kafue Flats (Zambia)
  • Chimanimani (Zimbabwe)

Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt war die Vergabe der MAB Young Scientist Awards. Dabei wurden aus insgesamt 42 Einreichungen (17 Frauen, 25 Männer) aus 20 Ländern sieben Preise zu jeweils etwa USD 5000,- an Nachwuchswissenschaftler/innen vergeben (siehe nachstehende Tabelle). Bemerkenswert ist dabei, dass in diesem Jahr sechs der sieben Gewinner weiblich sind.

MAB Young Scientist Awards:

 Flavia ALVAREZ Kuba Ecosystem-based adaptation for the resilient management of the serices provided by coastal ecosystems in
Baconao Biosphere Reserve
Opeyemi ADEYELE Nigeria Assessment of household energy choices and fuelwood consumption in relation to environmental implication
on forest ecosystem in Omo Biosphere Reserve, Nigeria

Macarena PEREZ GARCIA

Argentinien Assessing the impact of ocean acidification on the early life stages of Neohelice granulata, a key species in
the Biopshere Reserve "Mar Chiquito Atlantic Park" (Buenos Aires, Argentina)
Anyse Sofia FERNANDES
PEREIRA ESSOH
Kap Verde Fogo's grape's pomace: a source of bioactive compounds for food, pharmaceutical and cosmetics industries
Simu AKTER Bangladesh Identification of sustainable mitigation measures for controlling increasing salinity in the coastal ecosystem of the Lower Bengal Delta of Bangladesh
Anda MEZGAILE Litauen Economic assessment of cultural ecosystem services in biosphere reserves. Case: North Vidzeme Biosphere Reserve, Latvia
Sachinandan DUTTA Oman Climate adaptive fisheries management plan of Oman