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Autor: Günter Köck

Vom 14. - 17. März 2022 fand in der grenzüberschreitend zwischen Südafrika und Lesotho gelegenen World Heritage Site „Maloti-Drakensberg“ (Südafrika) die erste Southern African Mountain Conference (SAMC 2022) statt. Die unter der Patronanz der UNESCO stehende Konferenz war die erste regionale Gebirgsforschungskonferenz für die Region Südliches Afrika, die die Gebiete südlich des Kongo-Regenwaldes und des Rukwa-Sees umfasst: Angola, Komoren, Demokratische Republik Kongo (südliche Berge), Eswatini, Lesotho, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Mosambik, Namibia, La Réunion, Südafrika, südliches Tansania, Sambia und Simbabwe.

Mit dem Konferenzthema Southern African mountains – their value and vulnerabilities nützten die Veranstalter das von den Vereinten Nationen proklamierte „International Year of Sustainable Mountain Development 2022“, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von afrikanischen Bergökosystemen zu schärfen.

Die u.a. von „Mountain Research Initiative“ (MRI) und „Global Mountains Safeguard Research“ (GLOMOS; eine gemeinsame Initiative der EURAC Bozen und dem Institute for Environment and Human Security der UN University) unterstützte Konferenz war mit über 250 Teilnehmer*innen aus 19 Ländern ein voller Erfolg. Die Bedeutung der Konferenz wurde von mehreren prominenten Key-Note-Vorträgen, etwa von Caroline Adler (MRI), Martin Price (University of the Highlands, Scotland) und Lyn Wadley (University of Witwatersrand, Südafrika) unterstrichen. Insgesamt 27 Sessions mit einer breiten Themenvielfalt (z.B. „Protected Areas & Conservation“, „Mountain Invasives“, „Education and Research Management“ oder „Biodiversity“) und etwa 200 wissenschaftlichen Beiträgen brachten Akteure aus Regierungen, internationalen Organisationen, akademischen Einrichtungen, Forschungsinstituten, NGOs und Privatpersonen zusammen. Zwei Workshops, in den man das Verfassen von wissenschaftlicher Artikeln und konkurrenzfähigen Projektanträgen erlernen konnte, sowie eine Feldexkursion rundeten das Programm ab.

Das Österreichische MAB-Nationalkomitee war bei der SAMC 2022 durch Günter Köck vertreten. Köck hat auf Einladung des UNESCO Regional Office in Harare (Zimbabwe) in einer UNESCO Special Session über "Regionale Zusammenarbeit" einen Vortrag zum Thema "National/International Collaboration in UNESCO Biosphere Reserves in Austria" gehalten. Schlüsselinhalte seiner Präsentation waren zwei österreichische Best-Practice-Beispiele für internationale Kooperation, nämlich der "5-Länder Biosphärenpark Mur-Drau-Donau (TBR MDD)“ und das Nockberge-Biosphärenparkmanagement, sowie ein 3-minütiges Präsentationsvideo aus den Nockbergen. Das Session Panel bestand neben Köck aus Lidia Brito (Direktorin des UNESCO Regional Office Harare; Session Chair), Guy Broucke (Moderation), Julia Heiss, Francisco Gómez Durán (alle UNESCO Regional Office Harare), Mohau Monyatsi (Park Manager Maloti-Drakensberg World Heritage Site, Lesotho) und Dagmore Tawanezvi (SADC, Zimbabwe). Der anschließende UNESCO- Cocktailempfang bot ausreichend Gelegenheit für Ideenaustausch, das Knüpfen von Verbindungen und die Sondierung von Kooperationsmöglichkeiten!

Ein kurzes Resümee aus österreichischer Sicht zeigt, dass die Arbeit des Österreichischen MAB-Nationalkomitees und der heimischen Biosphärenparks international einen sehr guten Ruf besitzt. Sehr bestürzend war jedoch das in zahlreichen Vorträgen und Gesprächen mit afrikanischen Kolleg*innen bestätigte Faktum, dass Wissenschaft und Forschung im südlichen Teil Afrikas krass unterfinanziert sind. Das Potential der Forschungseinrichtungen sowie auch die Motivation der Forscher*innen sind überaus hoch, allerdings können viele Vorhaben durch den enormen Geldmangel leider nicht umgesetzt werden. So etwa gibt es in Bezug auf die Erforschung der Artenvielfalt in dieser Region noch viele weiße Flecken und es ist daher zu befürchten, dass viele Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden. Dazu ein Originalzitat aus einem Gespräch mit einem Kollegen aus Malawi: „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wieviel wir mit ein paar Tausend Euro hier machen könnten!“. Die Konferenz hat jedenfalls gezeigt, dass Kooperationen mit Forschungseinrichtungen aus dieser Region eine vergleichsweise große Wirkung auf die Wissenschaft im südlichen Afrika hätten.

Dazu noch ein passender Österreich-Bezug: In der Region Maloti-Drakensberg, in der die Konferenz abgehalten wurde, soll eine Dauerbeobachtungsfläche des renommierten, von Österreich aus koordinierten weltweiten Klimawandel-Monitoring-Netzwerks GLORIA (Global Observation Initiative in Alpine Environments; https://www.gloria.ac.at/) eingerichtet werden. Leider ist auch dieses Vorhaben ist bisher am Geldmangel gescheitert!

Link zu einem von den Veranstaltern auf Facebook veröffentlichten Konferenz-Kurzvideo:

https://www.facebook.com/SAMC2022/videos/2027196387462901/

 

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Bild 1: Gruppenbild mit (fast) allen Konferenzteilnehmer*innen (© SAMC2022)

Bild 2: Panel v.l.n.r: Lidia Brito (Direktorin des UNESCO Regional Office Harare; Chair), Günter Köck (MAB-Österreich), Dagmore Tawanezvi (SADC, Zimbabwe), Mohau Monyatsi (Park Manager Maloti-Drakensberg WHT Site, Lesotho), Julia Heiss, Francisco Gómez Durán (beide UNESCO Regional Office Harare) © G. Köck

 

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Bild 3: Guy Broucke (UNESCO Regional Office Harare;

Moderation)  © G. Köck

Bild 4: Günter Köck (MAB-Österreich) © G. Köck

 

 

Autor: Günter Köck

Das MAB-Programm der UNESCO wurde im Jahr 1971 gegründet und begeht im heurigen Jahr das 50-jährige Jubiläum seines Bestehens weltweit mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen.

Vor fast zwei Jahren hat das österreichische MAB-Nationalkomitee begonnen, mögliche österreichische Beiträge zur Feier des 50-jährigen MAB-Jubiläums zu diskutieren. Angesichts des langjährigen Engagements des MAB-Komitees für die Forschung in und für Biosphärenparks und nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Expertise der österreichischen Wissenschaftscommunity in der Gebirgsforschung, war die Entscheidung rasch klar: Das österreichische MAB-Nationalkomitee wird ein Sonderheft zu Biosphärenparks in Bergregionen in der renommierten Fachzeitschrift eco.mont organisieren und finanzieren. Der Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen war sehr erfolgreich: Das 140 Seiten umfassenden Sonderheft, dessen Cover auch das offizielle MAB-50-Design trägt, enthält 16 Artikel aus vier von fünf MAB-Regionen. Herausgeber der Special Issue sind Günter Köck, Valerie Braun (ÖAW-IGF) und Arne Arnberger (BOKU Wien).

Günter Köck, der als Vizevorsitzender und Rapporteur des MAB International Coordinating Council (MAB-ICC) an der am 17. November im Rahmen der UNESCO Generalkonferenz stattfindenden offiziellen Festveranstaltung zum MAB-Jubiläum, teilgenommen hat, hat ein Exemplar des Sonderbandes stellvertretend für die gesamte MAB Community an drei hochrangige Vertreter*innen des internatiolen MAB-Programms  übergeben: Shamila Nair-Bedouelle (Assistant Director-General for the Natural Sciences), Prof. Adeshola Olatunde Adepoju (Chair des MAB-ICC International Coordinating Council) und Noëline Raondry Rakotoarisoa (Director, Division of Ecological and Earth Sciences; Secretary of the MAB Programme) übergeben und somit den Sonderband offiziell präsentiert (siehe Fotos). Die drei MAB-Kolleg*innen zeigten sich über den Beitrag Österreichs zur internationalen MAB-Gemeinschaft, der auch als Beitrag zum Re-Launch des Weltnetzes der Berg-Biosphärenparks zu sehen ist, hocherfreut und bedankten sich beim österreichischen Nationalkomitee.

 

Bild 1: G. Köck (Rapporteur MAB-ICC), Prof. Adeshola Olatunde Adepoju (Chair MAB-ICC) und Noëline Raondry Rakotoarisoa (Director, Division of Ecological and Earth Sciences; Secretary of

the MAB Programme); © G. Köck

Bild 6: Shamila Nair-Bedouelle (Assistant Director-General for the Natural Sciences); © G. Köck

 

Die Artikel (siehe nachstehende Liste) können mit diesen Links heruntergeladen werden:

https://doi.org/10.1553/eco.mont-13-si

 

Beiträge im eco.mont Sonderband „Biosphere Reserves in Mountain Regions“:

Editorial by Günter Köck, Valerie Braun and Arne Arnberger

Editorial by Miguel Clüsener-Godt

Jennifer M. Thomsen, Kelly L. Cerialo, Sarah M. Gaines & Jeremy S. Dertien: Engaging the United States Network of Biosphere Reserves in a changing social-political context

Michael Jungmeier, Axel Borsdorf, Valerie Braun, Volker Häring, Thomas Hammer & Christina Pichler-Koban: Pärke, Parks and Reservate – biosphere reserves in Austria, Germany and Switzerland on their way towards Biosphere 4.0? (Article plus Supplementary Table in a separate file)

Nina Botha, Hubert Job & Fidelcastor Kimario: Potential and challenges of the Serengeti-Ngorongoro Biosphere Reserve, Tanzania

Mari-Carmen Romera, Feliu López-i-Gelats, Pablo Dominguez, Said Boujrouf & Roser Maneja: Towards inclusive environmental governance in the Arganeraie Biosphere Reserve, Morocco

Renate Eder & Arne Arnberger: Local residents’ place attachment and the perceived benefits for them of the UNESCO Wienerwald Biosphere Reserve

Marijana Pantić, Nataša Čolić & Saša Milijić: Golija-Studenica Biosphere Reserve (Serbia) as a Driver of Change

Snežana Milićević, Živana Krejić & Nataša Đorđević: Gender differences in visitor motivation and satisfaction: the case of Golija-Studenica Biosphere Reserve, Serbia

Günter Köck: Austrian UNESCO Biosphere Reserves as model regions for regional culinary enjoyment (Article plus Supplementary Table in a separate file)

Martin F. Price, Thomas Schaaf & Maria R. Cárdenas Tomažič: Mountain research in UNESCO’s Man and the Biosphere Programme: the first five decades

Marcelo Leguia-Cruz, Colectiva Tejer-Nos, Natalia Ortiz -Cubillos, Pablo Mansilla-Quiñones
& Andrés Moreira-Muñoz: Biocultural resistance and re-existence through a dialogue of knowledges and citizen art in a threatened biosphere reserve

Pablo Mansilla-Quiñones, Susana Cortés-Morales & Andrés Moreira-Muñoz: Depopulation and rural shrinkage in Subantarctic Biosphere Reserves: envisioning re-territorialization by young people

Christoph Huber, Florian Brossette, Markus Adler & Walter Kemkes: Keeping the landscape open – challenges and successful strategies in the Black Forest Biosphere Reserve

Florian Knaus, Annette Schmid & Engelbert Ruoss: Insights from 20 years of research in the Entlebuch UNESCO Biosphere Reserve

Sara Di Lonardo & Andrea Cinocca: A Man and the Biosphere Reserve as a natural and socio-economic laboratory for the sustainable future of small rural communities

Majda Odar, Renata Cerkovnik, Mojca Smolej, Marko Pretner, Davorin Koren, Janez Bizjak, Klemen Langus, Miša Novak & Slavka Zupan: The Julian Alps UNESCO Biosphere Reserve

Pierre L. Ibisch, Angela Dichte, Fedir D. Hamor, Andrii Holovko, Vasyl F. Pokynchereda, Mykola P. Rybak & Iuliia Shvediuk: About borders and limits: experiences with UNESCO Biosphere Reserves for transboundary cooperation in Ukraine and neighbouring countries

 

 

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Autor: Günter Köck

Vom 26. bis 29. September 2021 hat in Bad Kleinkirchheim in den Kärntner Nockbergen unter dem Titel „Mensch und Umwelt“ ein Seminar der Studienstiftung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum Thema „UNESCO Biosphärenparks“ stattgefunden. Diese Studienstiftung ist eine ÖAW-Initiative, die außergewöhnlich motivierte und engagierte junge Menschen, die Verantwortung in unterschiedlichsten Bereichen übernehmen wollen, auf ihrem persönlichen und intellektuellen Werdegang begleitet und unterstützt (Link).

Dreizehn junge Seminarteilnehmer*innen aus Österreich und der Schweiz hatten dabei die Gelegenheit, im Kärntner Teil des Biosphärenparks „Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge“ das anspruchsvolle Konzept der UNESCO-Biosphärenparks durch Diskussion mit Fachleuten und anhand von Exkursionen und der Präsentation von Best-Practice Beispielen aus den Nockbergen aus erster Hand kennenzulernen. Darüber hinaus wurden sie eingeladen, ihre eigenen Ideen zur Umsetzung des Biosphärenparkkonzepts, zur Einbindung der Jugend und zur zukünftigen Arbeit des Biosphärenpark-Managements einzubringen.

Der wissenschaftliche Leiter der Veranstaltung, Günter Köck (MAB-Nationalkomitee) und der lokale Organisator Heinz Mayer vom Nockberge-Management haben für das Seminar ein hochkarätiges Team von Biosphärenpark-Expert*innen aus Österreich, Slowenien, Tschechien und Frankreich zusammengestellt. Das Seminar war als Mix aus Präsentationen mit anschließender Diskussion und von Heinz Mayer und Biosphärenpark-Ranger Johannes Napokoj sachkundig und unterhaltsam geführten Exkursionen inklusive Gesprächen mit Akteuren aus der Region konzipiert.

Präsentationen:

Günter Köck (MAB-Nationalkomitee): UNESCO Biosphärenparks – Modellregionen für nachhaltige Entwicklung

Heinz Mayer (Nockberge-Management): Biosphärenpark Nockberge – Chancen, Herausforderungen und Projekte eines Biosphärenparks im Bergland

Petr Čupa (stellvertretender Direktor des tschechischen Biosphärenparks “Dolní Morava” und ehemaliger Vorsitzender des IACBR-International Advisory Committee for Biosphere Reserves in Paris): The role of stakeholder participation in governance of biosphere reserves

Vanja Debevec (Institut für Jugendpolitik in Ajdovščina, langjährige Leiterin der Abteilung für Forschung und Entwicklung des slowenischen Höhlenparks Škocjan und ebenfalls frühere IACBR-Vorsitzende): Research in biosphere reserves - challenges for the future

Selina Straßer (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt): SCiENCE_LINK - Forschungskooperation zwischen Biosphärenpark Nockberge, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und FH Kärnten

María Rosa Cárdenas Tomažič (Programmmspezialistin des UNESCO-MAB-Sekretariat in Paris): Youth involvement in UNESCO´s MAB Programme

Christian Diry (ausgebildeter Schutzgebietsmanager und Mitglied des Managementteams des Biosphärenparks Wienerwald): Biosphärenpark Wienerwald – Nachhaltige Entwicklung und die Millionenstadt

Die Vorträge von Vanja Debevec und María Cardenas wurden live über Zoom gehalten.

In den von Heinz Mayer und Biosphärenpark-Ranger Johannes Napokoj sachkundig und unterhaltsam geführte Exkursionen hatten die Seminarteilnehmer*innen die Gelegenheit, mehrere Best-Practice-Beispiele aus den Bereichen "Naturschutz" und "Nachhaltige Entwicklung" kennenzulernen und mit Stakeholdern aus der Region zu diskutieren. Exkursionsziele waren u.a. die Grubenbaueralm, Windebensee, Grundalm, die Biokäserei Kaslabn Biosphärenpark-Partnerschule Gmünd und der Gasthof Post der gastfreundlichen Familie Aschbacher in Eisentratten, in dem auch der Zoom-Vortrag von Maria Cardenas stattfand. Selbstverständlich hatten die Jugendlichen auch ausreichend Gelegenheit, die kulinarischen Schätze der Nockberge zu verkosten.

Ein Highlight des Seminars, das als offizielle Veranstaltung zum 50jährigen Jubiläums des internationalen MAB-Programms durchgeführt wurde, war das am letzten Seminartag unter der Leitung von Christian Diry durchgeführte preisgekrönte Biosphärenpark-Spiel des Biosphärenparks Wienerwald (Link). Dabei hatten die Seminarteilnehmer*innen die Gelegenheit, gemäß der Erfahrungen der letzten Tage ihren eigenen Biosphärenpark zu bauen. Das Ergebnis wurde danach vo Petr Čupa, dem früheren Vorsitzenden des IACBR, das die UNESCO in Biosphärenpark-Fragen berät, in einer unterhaltsamen, konstruktiven und vor allem für alle Beteiligten lehrreichen Diskussion bewertet.

In einer abschließenden Feedback-Runde haben sich die Seminarteilnehmer*innen von der Veranstaltung begeistert gezeigt, aber auch Verbesserungsvorschläge eingebracht (siehe nachstehenden Bericht von Rosalie Felicitas Hülmbauer). Die gesammelten Ideen und Vorschläge der Jugendlichen werden wir sicherlich in unsere weitere Arbeit einfließen lassen.

 

ÖAW Studienstiftungsseminar „Mensch und Umwelt“ in den Nockbergen: Biosphärenpark als Konzept der Zukunft

Rosalie Felicitas Hülmbauer (2021)

UNESCO-Biosphärenpark? Was ist das eigentlich? Das war der erste Gedanke der jungen Teilnehmer*innen des Seminars der ÖAW Studienstiftung zum Thema „Mensch und Umwelt“. Im Rahmen des Biologieunterrichts haben wir Studentinnen und Studenten alle schon einmal flüchtig davon gehört, aber erst durch dieses Seminar haben wir erfahren, was für ein modernes und effizientes Konzept hinter dem Fachausdruck steckt.

Ein Biosphärenpark ist eine Modellregion, die sowohl Kultur- als auch Naturlandschaft mittels nachhaltiger Bewirtschaftung schützt und zur nachhaltigen Entwicklung der Region beiträgt. Die Natur wird nicht einfach eingezäunt und sich selbst überlassen, sondern nachhaltig genutzt und gepflegt. Es gibt drei Arten von Zonen, wobei das Herzstück, die Kernzone, von menschlicher Aktivität weitgehend unberührt bleibt.

Ursprung der Biosphärenparks ist das Man and the Biosphere Programm der UNESCO: dieses versucht, Naturschutz und Wirtschaft auf nachhaltige Weise zu vereinen.

Mit dem Motto NÜTZEN, SCHÜTZEN und LEBEN, hatten die von der ÖAW geförderten Studentinnen und Studenten nicht nur die Chance, in der Theorie vieles über das Konzept zu erfahren, sondern im Rahmen des Seminars auch in die Natur zu gehen, Akteure in der Region kennenzulernen, Biosphärenpark-Luft zu schnuppern und ein Gefühl für das Konzept zu erlangen.

Das Best-Practice Beispiel Biosphärenpark Nockberge hat viel zu bieten, von überwältigender Natur bis hin zur lokalen Käserei. Besonders bewundernswert ist es, zu beobachten, mit welcher Leidenschaft die Bewohner*innen hinter dem Konzept stehen und wie nachhaltig diese die Gegend tatsächlich bewirtschaften, wie z.B. bei der Verarbeitung der Zirbe und des Almheus auf vielerlei Arten, oder auch   dem Vieh und dem Wild aus der Region. Initiativen wie Schlaufux. die schon den Jüngsten die Wichtigkeit einer intakten Umwelt mit Hilfe von Spielen nahelegt, fördern die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in der Region und das gemeinsame Ziel die Zukunft grüner zu gestalten.

All das aufrecht zu erhalten ist natürlich nicht einfach! Ein so großes Projekt ist wegen seiner Komplexität nie perfekt und es gibt immer etwas zu verbessern. Der Vorsatz der Biosphärenpark-Managements, ständig über die eigene Performance zu reflektieren und nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen, ist deshalb unglaublich wichtig. Das Miteinbeziehen der Jugend ist ein wirklich wichtiger Punkt, der im Rahmen des Seminars Mensch und Umwelt aber wirklich gelungen ist.

Für die weitere Arbeit des Biosphärenparks wäre aus Sicht unserer Seminargruppe zu empfehlen, den Kontakt zu Oberstufenschüler*innen bzw. angehenden Student*innen noch stärker zu intensivieren, um auch diese Gruppen interessierter junger Menschen zu erreichen und sie zur Mitarbeit im UNESCO-MAB-Programm und seinen Biosphärenparks zu motivieren. Dies kann sowohl in Form von Workshops als auch einer stärkeren Präsenz in den von Jugendlichen bevorzugt verwendeten sozialen Medien wie z.B. Instagram erreicht werden. So haben alle potentiell Interessierten die Möglichkeit, vom modernen Konzept der Biosphärenparks zu erfahren.

Das über die vergangenen 50 Jahre ständig an die Herausforderungen unserer Zeit angepasste Konzept der UNESCO-Biosphärenparks ist ein Spiegel der sich wandelnden Werte unseres Zeitgeists in Richtung Umwelt- und Klimaschutz und führt in weiterer Folge zu einem klimabewussteren Leben unserer Gesellschaft. Die Wichtigkeit dieser Thematik ist bei dem Seminar nicht nur durch fachliche Kompetenz dargestellt worden, sondern die Veranstalter gaben uns die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen. Das Ziel des Seminars „Mensch und Umwelt“, junge Menschen zu informieren und auf den Geschmack des MAB Programms zu bringen, ist voll und ganz aufgegangen und alle Beteiligten sind froh, 2021 dabei gewesen sein zu dürfen.

 

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Bild 1: Präsentation im Seminarraum des Hotel Explorer (© G. Köck)

Bild 2: Gruppenbild am Windebensee (© H. Mayer)
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Bild 3: Präsentation von Petr Čupa (© G. Köck)

Bild 4: Auf der Grubenbaueralm (© G. Köck)

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Bild 5: Wissenswertes zur Almwirtschaft, Almheu, Zirbe, Tannenhäher, Speik und Enzian (© G. Köck)

Bild 6: Exkursion zum Windebensee an der Nockalmstraße (© G. Köck)

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 Bild 7: Präsentation von Vanja Debevec über Zoom (© G. Köck)

Bild 8: Führung in der Biokäserei Kaslabn(© G. Köck)

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 Bild 9: Präsentation von Maria Cardenas über Zoom (©: G. Köck)
Bild 10: Einführung in das Biosphärenpark-Spiel durch Christian Diry (©: G. Köck)
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 Bild 11: Der Biosphärenpark entsteht..... (© G. Köck)

Bild 12: .....und wächst. (© G. Köck)

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Bild 13: Der letzte Feinschliff.... (© G. Köck)

Bild 14: ....und schließlich die abschließende Bewertung durch Petr Čupa  (© G. Köck)

 

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Autor: Günter Köck

Im Rahmen des derzeit in Abuja (Nigeria) stattfindenden 33. Meetings des Internationalen Koordinierungsrates des UNESCO-MAB-Programms (MAB International Coordinating Council, MAB-ICC) wurde heute der von den Ländern Österreich, Kroatien, Ungarn, Serbien und Slowenien gemeinsam eingereichte Antrag zur Aufnahme des "Mur-Drau-Donau"-Korridors in das Weltnetzwerk der UNESCO-Biosphärenparks genehmigt. Damit wurde der weltweit erste, fünf Länder verbindende Biosphärenpark „Mur-Drau-Donau“ (TBR MDD) endlich Realität.

 

Video "Offizelle Anerkennung des TBR MDD durch den MAB-ICC (verlinkt zu Youtube)

 

Der von der Donau und ihren Nebenflüssen Mur und Drau gebildete Korridor ist die wertvollste zusammenhängende Flusslandschaft Mitteleuropas. Mit einer Gesamtfläche von rund 930.000 Hektar und einer Länge von 700 Kilometern ist der TBR MDD nun Europas längstes Flussschutzgebiet. Diese gerne als „Amazonas Europas“ bezeichnete Flusslandschaft erstreckt sich von der steirischen Mur über die Drau bis zur Donau und damit von Österreich über Slowenien, Ungarn und Kroatien bis nach Serbien (Abb. 1; Karte zum Vergrößern anklicken).

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Bild 1: Lage und Zonierung des TBRMDD (©: WWF Austria)

Der "5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau (TBR MDD)" verbindet fünf Ländern mit ihren nationalen Biosphärenparks (Datum der Anerkennung in Klammer):

Österreich: Biosphärenpark „Unteres Murtal“ (2019)

Slowenien: "The Mura River Biosphere Reserve" (2018)

Serbien: "Bačko Podunavlje Biosphere Reserve" (2017)

Kroatien und Ungarn: "Mura-Drava-Danube Transboundary Biosphere Reserve" (2012)

 

Präsentationsvideo (Produktion: WWF)

Die streng geschützten Auenlandschaften entlang der drei Flüsse bilden die Kern- und Pufferzonen des neuen, grenzüberschreitenden Biosphärenparks und sind mit einer Gesamtfläche von 280.000 Hektar sogar größer als alle österreichischen Nationalparks zusammen. Umgeben ist dieses Gebiet von einer sogenannten Entwicklungszone im Ausmaß von rund 650.000 Hektar, die als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der etwa 900.000 Einwohner*innen der grenzüberschreitenden Region fungiert. Das Gebiet beherbergt mit über 150 Brutpaaren die größte Seeadler-Dichte Europas und ist Rastplatz für mehr als eine Viertelmillion Wasservögel. Intakte Auen schützen Siedlungen vor Hochwässern und garantieren die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Die reizvolle Landschaft hat überdies großes Potential für einen nachhaltigen Tourismus.

 

„Mit der Genehmigung des TBR MDD wurde nicht nur die Basis für den Schutz dieses einzigartigen Flussökosystems, sondern auch für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Region gelegt. Sowohl die Identität der Region als auch die Lebensqualität der Menschen hängen stark von den Lebensadern Mur, Drau und Donau ab. Dieser Biosphärenpark bringt die Menschen in fünf Ländern Europas wieder stärker zusammen und ist damit ein Paradebeispiel für multilaterale Zusammenarbeit.“ betont der Vorsitzende des MAB-Nationalkomitees, Arne Arnberger von Universität für Bodenkultur Wien.

 

„Sicherlich werden in den nächsten Jahren noch einige Herausforderungen auf den Fünf-Länder-Biosphärenpark zukommen, die nur gemeinsam gelöst werden können. Ich bin aber davon überzeugt, dass der neue Biosphärenpark das bleiben wird, was er heute schon ist, nämlich ein herausragendes Beispiel für zwischenstaatliche Zusammenarbeit im Bereich Naturschutz und nachhaltige Entwicklung und damit ein Leuchtturmprojekt nicht nur für das MAB-Programm, sondern für die gesamte UNESCO.“ so der Vize-Vorsitzende und Rapporteur des MAB-ICC, Günter Köck.

 

„Die Einrichtung dieses Biosphärenparks – über fünf Staatsgrenzen hinweg und unter Einbindung internationaler Expertise – kann als Sinnbild schlechthin für die Anliegen der UNESCO gelten. Die globalen Herausforderungen unserer Zeit verlangen nach gemeinsamen Lösungen auf der Basis von grenzüberschreitender Kooperation und internationalem Austausch. Der Schutz und die nachhaltige Entwicklung des besonderen Ökosystems des „Amazonas Europas“ fördert genau diese Zusammenarbeit und ermöglicht die Umsetzung zukunftsweisender, innovativer Projekte, die wesentlich zur Erreichung der Ziele der UN-Agenda 2030 beitragen.“, so die Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Patrizia Jankovic.

 

Die Donau ist mit ihren Nebenflüssen eine der ältesten und bedeutendsten europäischen Handelsrouten und verbindet nicht nur unterschiedliche Kulturkreise, sondern auch artenreiche Naturräume. In der langen Zeit des Kalten Krieges zwischen der Sowjetunion und der NATO, mit den blockfreien Ländern Österreich und Jugoslawien, hat die Bedeutung der Donau als Verkehrsweg abgenommen. Während der Zeit des Eisernen Vorhangs, waren die in den Grenzregionen liegenden Flussabschnitte von Donau, Drau und Mur 45 Jahre lang weitgehend isoliert und sind daher von intensiver menschlicher Nutzung verschont geblieben. Die politische Situation verhinderte damit jahrzehntelang die Verbauung großer Teile von Mur, Drau und Donau, sodass die weitgehend frei fließenden Flüsse ihr Bett selber schaffen und verändern konnten. So hat sich ein Biotopverbund aus Inseln, steilen Ufern aus Lehm und Sand, Wasserarmen und Auwäldern, der Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten ist, erhalten.

 

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 und dem politischen Wandel in Europa änderte sich die Situation ab Anfang der 1990er-Jahre sehr rasch und die Begehrlichkeiten in Bezug auf die Nutzung der Flüsse nahmen entsprechend zu. Gebiete, die vierzig Jahre lang kaum ein Mensch betreten durfte, waren nun frei zugänglich und nutzbar – in vielen Fällen mit negativen Auswirkungen auf die Natur. So etwa wurden einige Flussarme, Auwälder und Kiesbänke durch Kiesabbau und Kanalisierungsprojekte erheblich geschädigt. Die größte Gefahr drohte den noch verbliebenen natürlichen Flussabschnitten durch den geplanten Bau von Wasserkraftwerken an Mur und Drau. Seit den 1990er Jahren hat sich der WWF in Kooperation mit EuroNatur und zahlreichen Partnern federführend für den Erhalt der wertvollsten zusammenhängenden Flusslandschaft Mitteleuropas eingesetzt. Der Durchbruch zur Einrichtung des Fünf-Länder-Biosphärenparks erfolgte 2011, als die Umweltminister aller fünf Länder eine Erklärung unterzeichneten und sich zur Einrichtung eines grenzüberschreitenden Biosphärenparks zum Schutz des 700 km langen Flusskorridors verpflichteten. Mit der Aufnahme des TBR MDD in das UNESCO-Weltnetzwerk der Biosphärenparks wurde der vor 30 Jahren begonnene Verhandlungsprozess, an dem Günter Köck vom Österreichischen MAB-Nationalkomitee, gemeinsam mit Arno Mohl (WWF Österreich) und Gerhard Bachner (BMLRT) und weiteren Fachleuten aus den vier Partnerländern im „TBR MDD Coordination Board“ viele Jahre federführend beteiligt waren, nach vielen Höhen und Tiefen erfolgreich abgeschlossen.

 

„Mit der lange erwarteten offizielle Anerkennung des 5-Länder-Biosphärenparks durch die UNESCO wurde ein wichtiger international abgestimmter Schritt zur Erhaltung und Aufwertung von 930.000 Hektar wertvollsten Feuchtgebieten, Natur- und Kulturlandschaften im Mittel-Südosteuropäischen Raum gemacht. Hochwasserschutz, Naturtourismus, Biodiversitätsschutz und Tourismus sollen ab jetzt im Mur-Drau-Donau-Gebiet Hand in Hand gehen und konkrete Umsetzungsprojekte an den Flüssen sollen rasch in Angriff genommen werden, um diese Flussjuwelen mit all ihren Ökosystemleistungen zu erhalten!“ betont Gerhard Bachner (BMLRT), der die notwendigen Ministerdeklarationen vorbereitet hat.

 

"In Zeiten der Klimakrise und des Artensterbens ist der Schutz unserer letzten Naturgebiete eine Überlebensfrage geworden. Der ’5-Länder-Biosphärenpark’ beschreitet neue Wege, die statt Naturausbeutung – beispielsweise durch zerstörerische Wasserkraftprojekte – eine nachhaltige Form des Miteinanders von Mensch und Natur ermöglichen", ist WWF-Projektleiter Arno Mohl überzeugt.

 

Die gemeinsame Vision der fünf Länder ist die Erhaltung, Wiederherstellung und sinnvolle Nutzung der Flüsse Mur, Drau und Donau und ihrer Ökosysteme. Damit sichert der neue Biosphärenpark das Überleben der charakteristischen Lebensräume und Arten, während die Einwohner*innen in hohem Maße von ihren Ökosystemleistungen und ihrer klugen Nutzung profitieren. Die Region mit ihren Naturschönheiten, seltenen Lebensräumen und vielfältigen kulturellen Traditionen hat ein enormes Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung. Damit kann die Region auch globalen Trends wie dem Klimawandel, dem Verlust der biologischen Vielfalt oder dem demografischen Wandel zukünftig effizienter begegnen. Durch "globales Denken und lokales Handeln" streben die Länder ein gemeinsames, harmonisiertes Management des Biosphärenparks an, das als Best-Practice-Beispiel für die internationale Zusammenarbeit in der Flussgebiets- und Wasserwirtschaft dienen kann. Die Verwaltung soll dabei auf einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen allen fünf beteiligten Ländern und einer sektorenübergreifenden Beteiligung aller relevanten Interessengruppen, Gemeinden und NGOs basieren. Die Basis zur multi-lateralen Zusammenarbeit wurde mit dem im vom WWF koordinierten Interreg-Projekt „coopMDD“ mit Stakeholdern aus allen fünf Anrainerstaaten erarbeiteten Management-Richtlinien-Katalog für ein harmonisiertes Schutzgebietsmanagement aller fünf Länder bereits gelegt.

 

Insgesamt wurden vom MAB-ICC, der noch bis zum 17. September tagen wird, 20 neue Biosphärenparks in das Weltnetzwerk aufgenommen (siehe nachstehende Liste). Dabei wurden erstmals auch Gebiete in Lesotho, Libyen und Saudi-Arabien ausgezeichnet.

Neue UNESCO Biosphärenparks:

  • Átl’ka7tsem/Howe Sound (Kanada)

  • Martinique (Frankreich)

  • Moselle Sud (Frankreich)

  • Monte Grappa (Italien)

  • Kolsai Kolderi (Kasachstan)

  • Matšeng (Lesotho)

  • Ashaafean (Libyen)

  • Avireri Vraem (Peru)

  • Wando Archipelago (Südkorea)

  • Kuznetsky Alatau (Rußland)

  • Farasan Islands/Juzur Farasan (Saudi Arabien)

  • Ribeira Sacra e Serras do Oribio e Courel (Spanien)

  • Doi Chiang Dao (Thailand)

  • Kon ha Nung (Vietnam)

  • Nui Chua (Vietnam)

  • Uvs Lake Depression (Mongolei/Rußland)

  • Five-country Biosphere Reserve Mura-Drava-Danube (Österreich, Kroatien, Serbien, Slowenien, Ungarn)

  • Penang Hill (Malaysia)

  • Mountain Great Bogdo (Rußland)

  • Lower Amudarya State (Usbekistan)

Einen herausragenden Erfolg stellt auch der erfolgreiche Abschluss des im Jahr 2013 begonnenen Qualitätssicherungsprozesses (Exit Strategy" bzw. „Process of Excellence and Enhancement of the WNBR as Well as Quality Improvement of All Members of the World Network") dar, mit dem eine durchgängig hohe Qualität innerhalb des Weltbiosphärenparknetzwerks erreicht werden sollte. Viele Länder haben dabei, vielfach mit partnerschaftlicher Unterstützung aus dem Weltbiosphärenparknetzwerk, große und letztlich erfolgreiche Anstrengungen unternommen, ihre Biosphärenparks an die modernen Biosphärenparkkriterien des MAB-Programms anzupassen. Von den ursprünglich 270 von der Exit Strategy betroffenen Biosphärenparks in 75 Ländern, konnten schlussendlich nur mehr drei Gebiete in zwei Ländern die erforderlichen Kriterien nicht erfüllen und sind ab sofort nicht mehr Teil des Weltbisophärenparksnetzwerks. Mit dem Ende der Exit Strategy wurde das große Ziel erreicht, das weltweite Netzwerk der UNESCO-Biosphärenparks auf eine neues Qualitätsniveau zu heben. Es ist damit nun sichergestellt, dass alle UNESCO-Biosphärenparks ihren Anspruch als Modellregionen für die Umsetzung der UN Agenda 2030 auch tatsächlich erfüllen können. Zwölf Länder  haben insgesamt 41 Gebiete freiwillig aus dem WNBR zurückgezogen. Damit besteht das UNESCO-Weltbiosphärenparknetzwerk aus nunmehr 727 Biosphärenparks in 131 Ländern (darunter 22 grenzüberschreitende Biosphärenparks).

 

Im Rahmen der feierlichen Eröffnung des ICC-Meetings in Anwesenheit des nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari und der UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay wurde auch die dem 50jährigen Jubiläums des MAB-Programms gewidmete Wanderausstellung „It´s all about life!“ eröffnet (Link). Für Österreich sehr erfreulich ist die Tatsache, dass für die aus 30 Best-Practice-Beispielen aus dem Weltnetzwerk der Biosphärenparks zusammengestellten Ausstellung auch ein österreichisches Fallbeispiel, nämlich aus den Nockbergen, ausgewählt wurde.

LInk zum Beitrag des Nockberge-Managements: https://www.unesco.org/mab/50anniversary/en/salzburger-lungau

Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt war die Vergabe der MAB Young Scientist Awards. Dabei wurden aus insgesamt 41 Einreichungen acht Preise zu jeweils etwa USD 5000,- an Nachwuchswissenschaftler/innen vergeben (siehe nachstehende Tabelle).

MAB Young Scientist Awards:

Esteban VALENCIA Ecuador Development of a methodology for monitoring of ecosystem's hotspots in the Biosphere Reserve Choco through Unmanned Aerial Vehicles and satellite imagery
Micaela GIORGINI Argentinien Effects of disturbances associated to climate change and anthropic action on the ecosystem services provided by the "Parque Atlantico Mar Chiquito" Biosphere Reserve
Loua Serge Patrick KONE Elfenbeinküste Amélioration des performances des systèmes agroforestiers (SAF) à base de cacaoyer dans la zone de transition de la Réserve de biosphère de Taï
Dese Yadeta EDESA Äthiopien Assessing the socio-economic contributions of Majang Forest Biosphere Reserve to the livelihoods of local communities: Promoting innovative approaches to socio-economic development that are socially and culturally appropriate, and environmentally sustainable
Grace WARIRA Kenya Land use change and impacts on animal dispersal of Maasai spaces with in Amboseli biosphere reserve ecosystem: the linkage between core and kimana conservancy/lenker swamps buffer
Zeina ASAAD BOURHANE Libanon Première étude à l’échelle microbienne de la qualité environnementale de la réserve de biosphère Jabal Moussa, Liban
Szabolcs SZANYI Ungarn

Survey on the scientifical possibilities of establishing a transboundary Biosphere Reserve in the Bereg lowland community ecol. research in the Szatmar-Bereg Landscape Protect.Region in Hungary and in the Game Reserve Area near Vel'ka Dobron' in Transcarpathian region of Ukraine

Dian BURHANI Indonesien The potential of local commodity of macroalgae from Karimunjawa Jepara Muria Biosphere Reserve as mask filter-based cellulose nanofiber in non-medical cloth mask to promote green economy for local community

 

 

Autor: Günter Köck

Das UNESCO-Programm “Der Mensch und die Biosphäre (Man and the Biosphere, MAB)” feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Mit den Regionen Wienerwald, Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge, Großes Walsertal und Unteres Murtal sind vier österreichische Biosphärenparks gemeinsam mit dem österreichischen MAB-Nationalkomitee als wichtige Partner mit im Boot.

Das im Jahr 1971 gegründete zwischenstaatliche Forschungsprogramm widmet sich der Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt. Ziel der Forschungsaktivitäten im Rahmen des MAB-Programms ist die Schaffung eines Gleichgewichts zwischen dem Schutz der Artenvielfalt, der Förderung einer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und der Bewahrung der kulturellen Werte.

Der Vorläufer war das im Jahr 1964 gegründete „International Biological Programm (IBP)“ der UNESCO, in dem sich die ökologisch orientierte Biologie erstmals international organisiert hat. Im Rahmen einer weltweit koordinierten Forschungsinitiative wurden Schlüsselökosysteme, von der Tundra bis zum tropischen Regenwald, mit dem Ziel untersucht, Prozesse, die das Funktionieren natürlicher Ökosysteme beeinflussen, besser zu vergleichen und verstehen zu können. Das IBP-Programm legte damit den Grundstein für das heutige Ökosystemkonzept. Ein Problem des IBP-Programms war jedoch, dass damals im Bemühen um ein Gesamtbild der Biosphäre vor allem die stofflich-funktionalen Komponenten der Ökosysteme wie etwa Biomasse-Produktion, Energieflüsse und Stoffkreisläufe untersucht wurden, der Einfluss des Menschen aber unberücksichtigt blieb. Mit der Gründung des MAB-Programms wurde dann der Mensch mit seinen Bedürfnissen und sein Einfluss auf die Umwelt stärker in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses gerückt.

Eine Schlüsselrolle im MAB-Programm spielen die UNESCO-Biosphärenparks ("biosphere reserves"). Biosphärenparks sind nach einheitlichen, international festgelegten Kriterien anerkannte Ökosysteme, in denen Modelle für eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen zum Wohle von Mensch und Umwelt entwickelt, erprobt und umgesetzt werden. Dieses moderne Schutz- und Entwicklungskonzept ist damit ideal geeignet, Naturschutz, Erhaltung der biologischen Diversität und Regionalentwicklung in Einklang zu bringen. Biosphärenparks sind damit Vorreiter- und Modellregionen in der Umsetzung der im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ mit dem Kerninhalt der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs - Sustainable Development Goals).

Weltweit bilden derzeit 714 Modellregionen in 129 Staaten (darunter 21 grenzüberschreitende Regionen) ein globales Netzwerk von Biosphärenparks, dem auch vier österreichische Modellregionen (Großes Walsertal, Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge, Wienerwald, Unteres Murtal) angehören. Aktuell sind 5 % der Erdoberfläche Teil eines UNESCO-Biosphärenparks.

50 Jahre MAB-Programm

Das MAB-Programm hat mit seinem Weltbiosphärenparknetzwerk in den fünf Jahrzehnten seines Bestehens weltweit Maßstäbe bei der Zusammenführung von Naturschutz, Forschung, Bildung, nachhaltigem Wirtschaften und soziokulturellem Nutzen für die Gemeinschaft gesetzt und ist damit ein Schlüsselakteur im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitspolitik.

Der Erfolg des MAB-Programms ist in seiner beständigen Weiterentwicklung während der letzten 50 Jahre begründet. Waren die ersten Biosphärenparks noch ausschließlich dem Naturschutz und der Forschung gewidmet und ohne Bezug zur Bevölkerung, hat sich ab 1995 mit der Sevilla-Strategie das Programm mit der Integration der vor Ort lebenden und wirtschaftenden Menschen und der Schaffung von verpflichtenden Rahmenbedingungen für ein weltweites Netzwerk der Biosphärenparks in ein modernes Instrument für eine nachhaltige Entwicklung gewandelt. Mit den Aktionsplänen von Madrid (2008) und Lima (2016) und einem 2013 gestarteten Qualitätssicherungsprozess wurde das Programm gemäß den sich ändernden globalen ökologisch-ökonomischen wie auch politischen Herausforderungen weiterentwickelt. In Zeiten, in denen Klimakonferenzen von Minimalkompromiss zu Minimalkompromiss schlittern, ist das MAB-Programm, das den nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt nicht nur propagiert, sondern auch erforscht und Lösungen präsentiert, wichtiger denn je.

Die engagierte Arbeit des Österreichischen MAB-Nationalkomitees

In Österreich liegt die Koordination des MAB-Programms, das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBFW) finanziert wird, beim an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) angesiedelten Nationalkomitee. Das im Jahr 1972 gegründete Österreichische Nationalkomitee hat in den fast fünf Jahrzehnten seines Bestehens nicht nur herausragende Forschungsleistungen erbracht bzw. initiiert, sondern hat sich mit seiner Expertise auch intensiv an der Koordinierung und Weiterentwicklung des internationalen MAB-Programms beteiligt und damit hohes internationales Ansehen erworben. Schon bei seiner Gründung wurde das Nationalkomitee vom Wissenschaftsministerium weitblickend mit einem eigenen Forschungsbudget ausgestattet. Damit kann das Komitee wissenschaftliche Defizite nicht nur identifizieren, sondern mit geeigneten Forschungsprojekten diese Wissenslücken auch füllen. Die Projekte weisen ein weites Themenspektrum auf und reichen vom Klimawandel über Monitoring und Zukunftskonzepte bis zur Landschaftsökologie und sozialwissenschaftlichen Themen. Wichtige Meilensteine für das österreichische MAB-Programm waren sicherlich auch der im 2006 veröffentlichte und im Jahr 2015 überarbeitete nationale Kriterienkatalog für Biosphärenparks in Österreich so wie das 2017 erstellte Positionspapier zur Nutzung von Erneuerbaren Energien in österreichischen Biosphärenparks (Link).

Die engagierte Arbeit des Nationalkomitees und der heimischen Biosphärenparks in der internationalen MAB-Familie wird auch international honoriert, so wurde Österreich in den letzten 10 Jahren mehrfach in das Entscheidungsgremium des MAB-Programms, den MAB-International Coordinating Council (MAB-ICC) gewählt und übernahm in Person des Koordinators der ÖAW-Forschungsprogramme Günter Köck auch viermal den Vizevorsitz des internationalen MAB-Programms.

„Das österreichische MAB-Nationalkomitee, das mit seinem eigenen Forschungsbudget weltweit eine Sonderstellung einnimmt, leistet bei der Koordinierung und Weiterentwicklung des UNESCO-MAB-Programms eine international vielbeachtete Arbeit.“ betont der Vorsitzende des MAB-Nationalkomitees, Arne Arnberger (Universität für Bodenkultur Wien).

Zum 50-Jahre Jubiläum des MAB-Programms trägt das Nationalkomitee u.a. mit der Organisation und Finanzierung eines umfangreichen Sonderbandes mit zahlreichen Beiträgen zum Thema „UNESCO Biosphärenparks in Berggebieten“ in der internationalen Fachzeitschrift eco.mont bei. Die Publikation wird im Oktober päsentiert!

„Die Verschränkungen von Mensch und Umwelt stehen seit nun 50 Jahren im Zentrum dieses erfolgreichen UNESCO-Programmes. In einer Zeit, in der der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen durch den Menschen immer mehr in den Fokus rückt, gewinnt auch das MAB-Programm mit seinen weltweit mehr als 700 Modellregionen immer mehr an Relevanz. Dass Österreich mit vier Regionen in diesem globalen Netzwerk vertreten ist, ist nicht nur erfreulich, sondern stellt einen ganz konkreten Beitrag zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN-Agenda 2030 für eine bessere Zukunft für uns alle dar.“, so Patrizia Jankovic, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission.

Die österreichischen UNESCO-Biosphärenparks

In Österreich sind vier Biosphärenparks von der UNESCO anerkannt. Mit der Region „Großes Walsertal“ wurde im Jahr 2000 der erste nach Sevilla-Strategie arbeitende Biosphärenpark eingerichtet. Im Jahr 2005 folgte der Wienerwald, im Jahr 2012 dann „Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge“ und schließlich 2019 der Biosphärenpark „Unteres Murtal“. Letzterer wird auch Teil des weltweit ersten fünf Länder (Slowenien, Kroatien, Ungarn, Serbien, Österreich) verbindenden Biosphärenparks im Mur-Drau-Donau-Korridor, mit dessen offizieller Anerkennung durch die UNESCO Mitte September 2021 zu rechnen ist.

„Der Wert der Zugehörigkeit zu einem internationalen Netzwerk kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Durch intensiven Informationsaustausch kann man nicht nur von anderen Biosphärenparks lernen, sondern trägt durch die Weitergabe der eigenen Expertise zu Weiterentwicklung des MAB-Programms bei“ so der Vize-Vorsitzende und Rapporteur des MAB-ICC, Günter Köck.

„Als einwohnerstärkster Biosphärenpark in Österreich stehen im Wienerwald vor allem die Wohlfahrtswirkung und die Ökosystemleistung des Wienerwaldes im Mittelpunkt. Die Grüne Lunge für die Stadt Wien und für die ganze Region funktioniert nur, wenn sie auch nachhaltig gesichert wird. Die Anerkennung als Biosphärenpark durch die UNESCO gibt uns das ideale Instrument in die Hand, diese Entwicklung bundesländerübergreifend zu steuern und zu koordinieren“ erläutert Andreas Weiß, Direktor des Biosphärenpark Wienerwald.

„Seit dem Jahr 2000 wird im Biosphärenpark Großes Walsertal die Leitidee des MAB-Programmes für ein Leben und Wirtschaften im Einklang mit der Natur mit einem hohen Grad an Partizipation konsequent umgesetzt. Gemeinsam mit der Bevölkerung wird die Biosphärenparkentwicklung als bewusster, langfristiger Weg für eine nachhaltige Entwicklung betrachtet und der Lebensraum als wertvolle Ressource mit viel Eigenverantwortung entsprechend gestaltet und erhalten.“ erklärt Christine Klenovec, Geschäftsführung Biosphärenpark Großes Walsertal.

Die beiden Geschäftsführer Dietmar Rossmann (Nockberge) und Markus Schaflechner (Lungau) zeigen sich sehr erfreut, dass es im größten Biosphärenpark Österreichs, der Region „Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge“, gelungen ist, die Erhaltung der biologischen Vielfalt, der regionalen kulturellen Werte und die nachhaltige Entwicklung der Region gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung in beispielhafter Weise unter einen Hut zu bringen.

„In der gemeinsamen Planung und Entwicklung des Biosphärenparks Unteres Murtal liegen besondere Chancen auch für die Regionalentwicklung in der Region Südoststeiermark.Steirisches Vulkanland. Im Sinne der Nachhaltigkeit und der besonderen Bedeutung des Klimaschutzes werden die Gedanken für Arten-, Boden- und Wasserschutz, die Bewahrung von Flora und Fauna in den Mittelpunkt gerückt. Damit leistet der Biosphärenpark Unteres Murtal mit seinem besonderen Lebensraum Mur einen wichtigen Beitrag zur Klimawandelanpassung und nachhaltigen Entwicklung der Region.“ erklärt der Regionsvorsitzende und Vorsitzende des Steuerungsgremiums Biosphärenpark Unteres Murtal, LAbg. ÖR Vz.-Bgm. Franz Fartek.

 

Link zum Artikel der Austria Presse Agentur (APA): https://science.apa.at/power-search/13537955089631159883 

Links zu weitere Informationen:

https://en.unesco.org/mab

https://en.unesco.org/mab/50years

https://en.unesco.org/biosphere/wnbr

https://www.bpww.at/

https://www.grosseswalsertal.at/

https://www.biosphaerenparknockberge.at/

https://www.biosphaerenpark.eu/

https://www.unesco.at/ 

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