Autor: Günter Köck

In diesem Jahr feiert der Biosphärenpark Großes Walsertal sein 20-jähriges Bestehen und ist damit Österreichs „längstdienender“ Biosphärenpark. Aus diesem Anlass gibt es im ganzen Jubiläumsjahr eine Vielzahl an Veranstaltungen, von Ausstellungen über Kulturveranstaltungen und Wanderungen hin zu wissenschaftlichen Vorträgen und einem Festakt. Bereits am 2. Jänner 2020 erfolgte der Auftakt in das Jubiläumsjahr mit der Eröffnung der Sonderausstellung „20 Jahre Biosphärenpark“ welche das ganze Jahr über im biosphärenpark.haus in Sonntag zu sehen sein wird. Gleichzeitig wurde die überarbeitete und um den Bereich Energie erweiterte Dauerausstellung „Auf dem Weg der Walser“ vorgestellt. Das gesamte Veranstaltungsprogramm kann von der Homepage des Biosphärenparks heruntergeladen werden:

http://www.grosseswalsertal.at/Biosphaerenpark/Veranstaltungen_Service/20_Jahre_Biosphaerenpark

Ein Rückblick:

Im Jahr 1997 tauchte in Vorarlberg im Rahmen der Novellierung des Vorarlberger Landesgesetzes über Naturschutz und Landschaftsentwicklung erstmals der Begriff des Schutzgebiet-Konzepts „Biosphärenpark“ auf. Landtagsabgeordneter und REGIO Obmann Josef Türtscher schnappte die Idee auf und brachte sie mit in die Region, in der gerade intensiv über die zukünftige Ausrichtung der Region und die Entwicklung von Tourismus und Landwirtschaft nachgedacht wurde.  

Nach einer gemeinsamen Exkursion von Verantwortlichen aus den Gemeinden des Großen Walsertals in das deutsche Biosphärenreservat Rhön wussten diese bereits auf der Heimfahrt, diesen für die Region zukunftsweisenden Weg einschlagen zu wollen. Nach positiven Gemeindebeschlüssen, intensiver Vorbereitung mit naturräumlichem Leitbild, Zonierung, Bevölkerungsleitbild und ersten Projektideen wurde das große Walsertal am 10. November 2000 von der UNESCO als Biosphärenpark anerkannt (siehe Foto).

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Übergabe der offiziellen Anerkennungsurkunde im UNESCO Hauptquartier in Paris im Jahr 2000. (Von links: MAB-Direktor Peter Bridgewater, REGIO-Obmann und Landtagsabgeordneter Josef Türtscher, Landesrat Erich Schwärzler, Landeshauptmann Herbert Sausgruber (Foto: UNESCO/Biosphärenpark Großes Walsertal)


Im Laufe der 20 Jahre seines Bestehens hat der Biosphärenpark eine Vielzahl von Aktivitäten auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit gesetzt und sich so zu einem Vorzeigemodell im Weltnetzwerk der Biosphärenparks entwickelt. Davon zeugen unter anderem zahlreichen Besuche in- und ausländischer Biosphärenpark-Delegationen im Großen Walsertal.

Die nachfolgenden Grußworte des Österreichischen Delegierten zum MAB International Coordination Council, Günter Köck, für die Biosphärenpark-Zeitschrift „talschafft“ stehen stellvertretend für die Gratulationen des MAB-Nationalkomitees.

"Seit mittlerweile mehr als 15 Jahren darf ich die Geschicke des Biosphärenparks Großes Walsertal (BPGW) als Mitglied des MAB-Nationalkomitees begleiten. Dass das Große Walsertal eine besondere Region ist, habe ich sehr rasch mit-, ja geradezu eingebläut bekommen! Und zwar von meinem Freund und Lehrmeister in Sachen Biosphärenpark, dem damaligen Vorsitzenden des MAB-Nationalkomitees Georg Grabherr. Der übrigens bei jeder Gelegenheit, so auch in jeder Nationalkomitee-Sitzung betont hat, dass der „Walserstolz“ der weitaus beste Bergkäse Österreichs sei. Und damit wären wir bei einer absoluten Erfolgsgeschichte! Der Biosphärenpark würde heute sicherlich nicht so dastehen, wie er sich heute präsentiert, wenn es das Leuchtturm-Projekt „Walserstolz“ nicht gegeben hätte. Was mir persönlich besonders gefällt ist, dass sich hier die Bevölkerung wirklich von Beginn an Gedanken gemacht hat, wie man die nachhaltige Entwicklung der Region zum Wohle der Bevölkerung und der Umwelt vorantreiben kann. Die Walsertaler/innen haben es in den zwei Jahrzehnten bestens verstanden, die Naturschätze des Großen Walsertals nicht nur zu bewahren, sondern diese Schätze auch im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu nützen. Auch die Initiative „Bergholz“ und das Alchemilla Kräuterprojekt zeigen den Willen der Bevölkerung, lokale Ressourcen und traditionelles Wissen auf kreative Weise erfolgreich zu verbinden. Darüberhinaus ist der BPGW, u.a. als Klima und Energie Modellregion und Österreichs einzige e5-Region, auch Vorreiter bei innovativen Energieprojekten. Eine Tatsache, die in Zeiten des Klimawandels nicht hoch genug eingeschätzt werden kann! Der vom Nationalkomitee organisierte internationale Workshop zur Erstellung seines „Positionspapiers zur Nutzung von erneuerbaren Energien in österreichischen Biosphärenparks“ fand im Jahr 2016 nicht zufällig im Großen Walsertal statt.

Der Erfolg des Biosphärenparks spiegelt sich auch in Publikationen des MAB-Programms wider, in denen das Große Walsertal mehrfach als beispielhaft beschrieben genannt wurde. Gerne erinnere ich mich auch an die Übergabe des MAB Michel Batisse Preises für herausragendes Biosphärenpark-Management an die erste BPGW-Managerin Birgit Reutz im Jahr 2006 im UNESCO Hauptquartier in Paris.

Aus Sicht des Nationalkomitees ist es sehr erfreulich, dass auch die Forschung seit jeher für das Biosphärenpark-Management einen großen Stellenwert hat. So etwa belegen die beiden jüngsten Projekte „REPA-next“ und „AkIdEn“ die hohe Akzeptanz des Biosphärenparks in der Bevölkerung und damit im Wesentlichen auch seinen Erfolg. Gleichzeitig weisen diese Studien den Weg, wie die Entwicklung zum Wohle der Biosphärenpark-Region und seiner Bewohner erfolgreich weitergehen könnte.

In diesem Sinne darf ich dem „Biosphärenpark Großes Walsertal“ und seinen Bewohnern im Namen des gesamten Nationalkomitees zum 20-jährigen Jubiläum sehr herzlich gratulieren und gleichzeitig viel Erfolg für die weitere Zukunft wünschen."

Günter Köck

 

Zahlen zum Biosphärenpark „Großes Walsertal“

  • 6 politische Gemeinden
  • 192 km²
  • Höhenerstreckung von 580 bis 2704 m
  • rund 3450 Einwohner/innen
  • Besiedlung durch die Walser im 14. Jahrhundert (erste urkundliche Erwähnung in Vorarlberg im Jahr 1313)
  • mehr als 100 Kleinbetriebe, vornehmlich im Handwerk und der Dienstleistung (die 3 größten Betriebe der Region bieten jeweils 25 – 35 Arbeitsplätze)
  • mehr als 100 Vereine

Homepage: http://www.grosseswalsertal.at/