Autor: Günter Köck

Der Klimawandel stellt für unsere Gesellschaft eine in ihrer Dimension noch nie dagewesene Herausforderung dar. Das im Klimaschutzabkommen von Paris (2015) gesteckte Ziel, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen, macht tiefgreifende Veränderungen in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen notwendig. Dazu gehören vor allem der weitgehende Ausstieg aus den fossilen Energien, die Steigerung der Energieeffizienz und der Ausbau der erneuerbaren Energien.

Die so genannte „Energiewende“, sprich den Aufbau eines zukunftsfähigen Energiesystems basierend auf erneuerbaren Energieträgern, bietet auch den heimischen Biosphärenparks „Großes Walsertal“, „Wienerwald“ und „Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge“ gute Chancen zu ihrer sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung. Allerdings stellt dies die Biosphärenparkregionen auch vor neue Herausforderungen, da mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien Raumnutzungsansprüche verbunden sind, die mit dem Naturschutz in Konflikt stehen und sich auf das Landschaftsbild auswirken können. Dabei bergen Wind- und Wasserkraft so wie großflächige Fotovoltaik-Anlagen aufgrund der baulichen Eingriffe wohl das größte Konfliktpotential. Allerdings bringt die Nutzung erneuerbarer Energieformen in Bezug auf die Einhaltung der Naturschutzziele auch Synergien, wie etwa die Dämpfung des Klimawandels durch die Nutzung der erneuerbaren Energieformen, z.B. durch die Inwertsetzung von aus der Landschaftspflege stammender Biomasse. Eine veränderte Freiflächennutzung durch technische Anlagen zur Energieerzeugung (etwa durch Windkraft, Fotovoltaik-Großanlagen, Wasserkraftnutzung) oder großflächigen Monokulturen im Energiepflanzenanbau können zu erheblichen Beeinträchtigungen der Ökosysteme und des Landschaftsbildes und damit zu einem Qualitätsverlust der Biosphärenparks führen. Darüber hinaus können derartige Eingriffe Konflikte mit der Bevölkerung auslösen.

Da Fragen zu erneuerbaren Energien nun auch vermehrt in den heimischen Biosphärenparks auftreten, hat das Österreichische MAB-Nationalkomitee ein Positionspapier erarbeitet und dieses im Rahmen eines im November 2016 im Biosphärenpark Großes Walsertal abgehaltenen, internationalen Workshops zum Thema „Erneuerbare Energieformen in Biosphärenparks – Was ist wo erlaubt?“ gemeinsam mit externen Expertinnen und Experten diskutiert und weiterentwickelt.

Das Positionspapier soll allen an der Verwaltung eines Biosphärenparks Beteiligten sowie den Gesetzgebern Empfehlungen und Leitlinien zur nachhaltigen Produktion erneuerbarer Energie unter Einhaltung der internationalen Kriterien der UNESCO und der nationalen Leitlinien zur Verfügung stellen. Damit haben die Biosphärenparks die Chancen und Möglichkeiten, die „Energiewende“ in Österreich möglichst konfliktfrei zu unterstützen und so Modellregionen für eine sozial und ökologisch nachhaltige Produktion erneuerbarer Energie zu werden. Die österreichischen Biosphärenparks können so einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 mit ihren Entwicklungszielen leisten.

pdf downloadDownload "Positionspapier des Österreichischen Nationalkomitees für das UNESCO-Programm „Man and the Biosphere (MAB)“ zur Nutzung von erneuerbaren Energien in österreichischen Biosphärenparks"