Autor: Günter Köck

Vom 26. bis 29. September 2021 hat in Bad Kleinkirchheim in den Kärntner Nockbergen unter dem Titel „Mensch und Umwelt“ ein Seminar der Studienstiftung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum Thema „UNESCO Biosphärenparks“ stattgefunden. Diese Studienstiftung ist eine ÖAW-Initiative, die außergewöhnlich motivierte und engagierte junge Menschen, die Verantwortung in unterschiedlichsten Bereichen übernehmen wollen, auf ihrem persönlichen und intellektuellen Werdegang begleitet und unterstützt (Link).

Dreizehn junge Seminarteilnehmer*innen aus Österreich und der Schweiz hatten dabei die Gelegenheit, im Kärntner Teil des Biosphärenparks „Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge“ das anspruchsvolle Konzept der UNESCO-Biosphärenparks durch Diskussion mit Fachleuten und anhand von Exkursionen und der Präsentation von Best-Practice Beispielen aus den Nockbergen aus erster Hand kennenzulernen. Darüber hinaus wurden sie eingeladen, ihre eigenen Ideen zur Umsetzung des Biosphärenparkkonzepts, zur Einbindung der Jugend und zur zukünftigen Arbeit des Biosphärenpark-Managements einzubringen.

Der wissenschaftliche Leiter der Veranstaltung, Günter Köck (MAB-Nationalkomitee) und der lokale Organisator Heinz Mayer vom Nockberge-Management haben für das Seminar ein hochkarätiges Team von Biosphärenpark-Expert*innen aus Österreich, Slowenien, Tschechien und Frankreich zusammengestellt. Das Seminar war als Mix aus Präsentationen mit anschließender Diskussion und von Heinz Mayer und Biosphärenpark-Ranger Johannes Napokoj sachkundig und unterhaltsam geführten Exkursionen inklusive Gesprächen mit Akteuren aus der Region konzipiert.

Präsentationen:

Günter Köck (MAB-Nationalkomitee): UNESCO Biosphärenparks – Modellregionen für nachhaltige Entwicklung

Heinz Mayer (Nockberge-Management): Biosphärenpark Nockberge – Chancen, Herausforderungen und Projekte eines Biosphärenparks im Bergland

Petr Čupa (stellvertretender Direktor des tschechischen Biosphärenparks “Dolní Morava” und ehemaliger Vorsitzender des IACBR-International Advisory Committee for Biosphere Reserves in Paris): The role of stakeholder participation in governance of biosphere reserves

Vanja Debevec (Institut für Jugendpolitik in Ajdovščina, langjährige Leiterin der Abteilung für Forschung und Entwicklung des slowenischen Höhlenparks Škocjan und ebenfalls frühere IACBR-Vorsitzende): Research in biosphere reserves - challenges for the future

Selina Straßer (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt): SCiENCE_LINK - Forschungskooperation zwischen Biosphärenpark Nockberge, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und FH Kärnten

María Rosa Cárdenas Tomažič (Programmmspezialistin des UNESCO-MAB-Sekretariat in Paris): Youth involvement in UNESCO´s MAB Programme

Christian Diry (ausgebildeter Schutzgebietsmanager und Mitglied des Managementteams des Biosphärenparks Wienerwald): Biosphärenpark Wienerwald – Nachhaltige Entwicklung und die Millionenstadt

Die Vorträge von Vanja Debevec und María Cardenas wurden live über Zoom gehalten.

In den von Heinz Mayer und Biosphärenpark-Ranger Johannes Napokoj sachkundig und unterhaltsam geführte Exkursionen hatten die Seminarteilnehmer*innen die Gelegenheit, mehrere Best-Practice-Beispiele aus den Bereichen "Naturschutz" und "Nachhaltige Entwicklung" kennenzulernen und mit Stakeholdern aus der Region zu diskutieren. Exkursionsziele waren u.a. die Grubenbaueralm, Windebensee, Grundalm, die Biokäserei Kaslabn Biosphärenpark-Partnerschule Gmünd und der Gasthof Post der gastfreundlichen Familie Aschbacher in Eisentratten, in dem auch der Zoom-Vortrag von Maria Cardenas stattfand. Selbstverständlich hatten die Jugendlichen auch ausreichend Gelegenheit, die kulinarischen Schätze der Nockberge zu verkosten.

Ein Highlight des Seminars, das als offizielle Veranstaltung zum 50jährigen Jubiläums des internationalen MAB-Programms durchgeführt wurde, war das am letzten Seminartag unter der Leitung von Christian Diry durchgeführte preisgekrönte Biosphärenpark-Spiel des Biosphärenparks Wienerwald (Link). Dabei hatten die Seminarteilnehmer*innen die Gelegenheit, gemäß der Erfahrungen der letzten Tage ihren eigenen Biosphärenpark zu bauen. Das Ergebnis wurde danach vo Petr Čupa, dem früheren Vorsitzenden des IACBR, das die UNESCO in Biosphärenpark-Fragen berät, in einer unterhaltsamen, konstruktiven und vor allem für alle Beteiligten lehrreichen Diskussion bewertet.

In einer abschließenden Feedback-Runde haben sich die Seminarteilnehmer*innen von der Veranstaltung begeistert gezeigt, aber auch Verbesserungsvorschläge eingebracht (siehe nachstehenden Bericht von Rosalie Felicitas Hülmbauer). Die gesammelten Ideen und Vorschläge der Jugendlichen werden wir sicherlich in unsere weitere Arbeit einfließen lassen.

 

ÖAW Studienstiftungsseminar „Mensch und Umwelt“ in den Nockbergen: Biosphärenpark als Konzept der Zukunft

Rosalie Felicitas Hülmbauer (2021)

UNESCO-Biosphärenpark? Was ist das eigentlich? Das war der erste Gedanke der jungen Teilnehmer*innen des Seminars der ÖAW Studienstiftung zum Thema „Mensch und Umwelt“. Im Rahmen des Biologieunterrichts haben wir Studentinnen und Studenten alle schon einmal flüchtig davon gehört, aber erst durch dieses Seminar haben wir erfahren, was für ein modernes und effizientes Konzept hinter dem Fachausdruck steckt.

Ein Biosphärenpark ist eine Modellregion, die sowohl Kultur- als auch Naturlandschaft mittels nachhaltiger Bewirtschaftung schützt und zur nachhaltigen Entwicklung der Region beiträgt. Die Natur wird nicht einfach eingezäunt und sich selbst überlassen, sondern nachhaltig genutzt und gepflegt. Es gibt drei Arten von Zonen, wobei das Herzstück, die Kernzone, von menschlicher Aktivität weitgehend unberührt bleibt.

Ursprung der Biosphärenparks ist das Man and the Biosphere Programm der UNESCO: dieses versucht, Naturschutz und Wirtschaft auf nachhaltige Weise zu vereinen.

Mit dem Motto NÜTZEN, SCHÜTZEN und LEBEN, hatten die von der ÖAW geförderten Studentinnen und Studenten nicht nur die Chance, in der Theorie vieles über das Konzept zu erfahren, sondern im Rahmen des Seminars auch in die Natur zu gehen, Akteure in der Region kennenzulernen, Biosphärenpark-Luft zu schnuppern und ein Gefühl für das Konzept zu erlangen.

Das Best-Practice Beispiel Biosphärenpark Nockberge hat viel zu bieten, von überwältigender Natur bis hin zur lokalen Käserei. Besonders bewundernswert ist es, zu beobachten, mit welcher Leidenschaft die Bewohner*innen hinter dem Konzept stehen und wie nachhaltig diese die Gegend tatsächlich bewirtschaften, wie z.B. bei der Verarbeitung der Zirbe und des Almheus auf vielerlei Arten, oder auch   dem Vieh und dem Wild aus der Region. Initiativen wie Schlaufux. die schon den Jüngsten die Wichtigkeit einer intakten Umwelt mit Hilfe von Spielen nahelegt, fördern die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in der Region und das gemeinsame Ziel die Zukunft grüner zu gestalten.

All das aufrecht zu erhalten ist natürlich nicht einfach! Ein so großes Projekt ist wegen seiner Komplexität nie perfekt und es gibt immer etwas zu verbessern. Der Vorsatz der Biosphärenpark-Managements, ständig über die eigene Performance zu reflektieren und nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen, ist deshalb unglaublich wichtig. Das Miteinbeziehen der Jugend ist ein wirklich wichtiger Punkt, der im Rahmen des Seminars Mensch und Umwelt aber wirklich gelungen ist.

Für die weitere Arbeit des Biosphärenparks wäre aus Sicht unserer Seminargruppe zu empfehlen, den Kontakt zu Oberstufenschüler*innen bzw. angehenden Student*innen noch stärker zu intensivieren, um auch diese Gruppen interessierter junger Menschen zu erreichen und sie zur Mitarbeit im UNESCO-MAB-Programm und seinen Biosphärenparks zu motivieren. Dies kann sowohl in Form von Workshops als auch einer stärkeren Präsenz in den von Jugendlichen bevorzugt verwendeten sozialen Medien wie z.B. Instagram erreicht werden. So haben alle potentiell Interessierten die Möglichkeit, vom modernen Konzept der Biosphärenparks zu erfahren.

Das über die vergangenen 50 Jahre ständig an die Herausforderungen unserer Zeit angepasste Konzept der UNESCO-Biosphärenparks ist ein Spiegel der sich wandelnden Werte unseres Zeitgeists in Richtung Umwelt- und Klimaschutz und führt in weiterer Folge zu einem klimabewussteren Leben unserer Gesellschaft. Die Wichtigkeit dieser Thematik ist bei dem Seminar nicht nur durch fachliche Kompetenz dargestellt worden, sondern die Veranstalter gaben uns die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen. Das Ziel des Seminars „Mensch und Umwelt“, junge Menschen zu informieren und auf den Geschmack des MAB Programms zu bringen, ist voll und ganz aufgegangen und alle Beteiligten sind froh, 2021 dabei gewesen sein zu dürfen.

 

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Bild 1: Präsentation im Seminarraum des Hotel Explorer (© G. Köck)

Bild 2: Gruppenbild am Windebensee (© H. Mayer)
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Bild 3: Präsentation von Petr Čupa (© G. Köck)

Bild 4: Auf der Grubenbaueralm (© G. Köck)

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Bild 5: Wissenswertes zur Almwirtschaft, Almheu, Zirbe, Tannenhäher, Speik und Enzian (© G. Köck)

Bild 6: Exkursion zum Windebensee an der Nockalmstraße (© G. Köck)

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 Bild 7: Präsentation von Vanja Debevec über Zoom (© G. Köck)

Bild 8: Führung in der Biokäserei Kaslabn(© G. Köck)

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 Bild 9: Präsentation von Maria Cardenas über Zoom (©: G. Köck)
Bild 10: Einführung in das Biosphärenpark-Spiel durch Christian Diry (©: G. Köck)
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 Bild 11: Der Biosphärenpark entsteht..... (© G. Köck)

Bild 12: .....und wächst. (© G. Köck)

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Bild 13: Der letzte Feinschliff.... (© G. Köck)

Bild 14: ....und schließlich die abschließende Bewertung durch Petr Čupa  (© G. Köck)

 

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