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Grenzmur

 

 

 

 

 

 

 

 

 © WWF A. Vorauer

Autor: Günter Köck

Das MAB-Nationalkomitee hat Ende September 2018 den Antrag zur Aufnahme der steirischen Region „Unteres Murtal“ in das weltweite UNESCO-Biosphärenparknetzwerk bei der UNESCO in Paris eingereicht. Damit wurde nicht nur ein Meilenstein für den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Murregion, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung des zukünftigen fünf Länder umfassenden Biosphärenparks „Mur-Drau Donau“ gesetzt. Die Region „Unteres Murtal“ bildet das zweitgrößte Flussauwaldgebiet Österreichs und würde damit die drei anderen Berggebiet-dominierten heimischen Biosphärenparks „Großes Walsertal“, „Wienerwald“ und „Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge“ bestens ergänzen.

Der österreichische Antrag wird nun vom „International Advisory Committee for Biosphere Reserves“ der UNESCO überprüft, das eine Entscheidungsempfehlung an den aus 34 Ländern bestehenden „MAB International Coordinating Council“, dem Entscheidungsgremium des MAB-Programms, abgibt. Die endgültige Entscheidung wird in der 31. Sitzung des MAB-ICC im Juni 2019 in Paris fallen.

Das über 13.000 Hektar umfassende Gebiet teilen sich die vier steirischen Gemeinden Bad Radkersburg, Halbenrain, Mureck und Murfeld. Die Region erhofft sich von einer Biosphärenpark-Auszeichnung neben dem ökologischen Nutzen und dem internationalen Schutz einer der wertvollsten zusammenhängenden Flusslandschaft Mitteleuropas auch wichtige Impulse für die Regionalwirtschaft.

Der vorgeschlagene nationale Biosphärenpark „Unteres Murtal“ ist die fast identische Spiegelung des direkt angrenzenden Biosphärenparks in Slowenien, da die Mur auf einer Länge von fast 40 km die gemeinsame Grenze bildet. Österreich und Slowenien arbeiten in dieser Region im Zuge grenzüberschreitender Projekte und Initiativen in den Bereichen Flussplanung und -forschung, Bildung, Kultur, Ökotourismus und nachhaltige Wirtschaft schon sehr lange und intensiv zusammen.

Mit der Einbringung der steirischen Murauen zwischen Spielfeld und Bad Radkersburg hat die Steiermark zugleich den Grundstein für den Aufbau einer einzigartigen internationalen Initiative, den weltweit ersten fünf Staaten umspannenden Biosphärenpark Mur-Drau-Donau, gelegt. Während Flussgebiete in Ungarn und Kroatien (2012), Serbien (2017) und Slowenien (2018) bereits die Auszeichnung als UNESCO-Biosphärenpark erhalten haben, ist die österreichische Region "Unteres Murtal" nun das letzte Puzzleteil zur Realisierung des 5-Länder-Biosphärenparks. Die Initiative zur Errichtung des ersten globalen Fünf-Länder-Biosphärenparks in Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Serbien begann bereits im Jahr 2011, als die Umweltminister aller fünf Länder ein grenzüberschreitendes Abkommen zum Schutz des 700 Kilometer langen Flusskorridors und seiner etwa eine Million Hektar umfassenden Überschwemmungsgebiete unterzeichneten. In einer Region in der die Folgen der Balkankrise immer noch spürbar sind, ist dieser pentalaterale Biosphärenpark auch als Friedensprojekt zu werten.

 

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Autor: Günter Köck

Vom 23.- 28. Juli 2018 fand in Palembang auf der indonesischen Insel Sumatra das 30. Meeting des Internationalen Koordinierungsrates des UNESCO-MAB-Programms (MAB International Co-ordinating Council, MAB-ICC) statt. Wichtige Tagesordnungspunkte des aus 34 Ländern bestehende Lenkungsgremium des MAB-Programms, in dem Österreich in Person von Dr. Günter Köck vertreten war, waren u.a. die Implementierung des aktuellen Lima Action Plan 2016-2025, die Entscheidung über neue Biosphärenpark-Anträge sowie die Weiterführung und Umsetzung des seit dem Jahr 2013 laufenden Qualitätsverbesserungsprozess im Weltbiosphärenparknetzwerk.

Der MAB-ICC wurde von einer eintägigen internationalen Biosphärenpark-Konferenz zum Thema „Engaging Stakeholders Towards Community Empowerment” eingeleitet. Bei dieser Konferenz, an der mehr als 400 Personen aus über 50 Ländern teilgenommen haben, wurde vor allem über die Rolle der Stakeholder bezüglich der Nutzung von Ressourcen in Biosphärenparks im Lichte der Agenda 2030 und ihrer Sustainable Development Goals (SDGs) diskutiert. Im Rahmen der Konferenz wurde die sogenannte „Palembang Declaration“, die unter anderem auch ein klares Bekenntnis zur Reduktion der Umweltverschmutzung mit Plastik enthält, verabschiedet.

Österreich war am ICC von Beginn an stark präsent, da der vom MAB-Nationalkomitee finanzierte und von der Edition Lammerhuber produzierte "MAB Biannual Activity Report 2016-2017" gleich am ersten Tag verteilt wurde. Der Direktor des MAB-Sekretariats Miguel Clüsener-Godt hat den Report, der in Kürze auch online gestellt wird, in seinem Bericht vorgestellt und sich bei Österreich dezidiert für die Ko-Finanzierung und die tatkräftige Unterstützung bedankt.

Insgesamt wurden vom MAB-ICC 24 neue Biosphärenparks genehmigt. Dabei wurden erstmals auch Biosphärenparks in Moldawien und Mozambique ausgezeichnet.

Neu genehmigte Biosphärenparks:

  • Arly (Burkina Faso)
  • Huangshan-Berg (China)
  • Chocó Andino de Pichincha (Ecuador)
  • Khangchendzönga (Indien)
  • Berbak-Sembilang (Indonesien)
  • Betung Kerihun Danau Sentarum Kapuas Hulu (Indonesien)
  • Rinjani-Lombok (Indonesien)
  • Kopet Dag (Iran)
  • Monte Peglia (Italien)
  • Valle Camonica – Alto Sebino (Italien)
  • Scharyn (Kasachstan)
  • Zhongar (Kasachstan)
  • Tsimanampesotse – Nosy Ve Androka (Madagaskar)
  • Quirimbas (Mosambik)
  • Maasheggen (Niederlande)
  • Kumgang-Berg (Nordkorea)
  • Unterer Pruth (Republik Moldau)
  • Uralgebirge (Russland)
  • Mur (Slowenien)
  • Ponga (Spanien)
  • Marico (Südafrika)
  • Suncheon (Südkorea)
  • Gombe Masito Ugalla (Tansania)
  • Wadi Wurayah (Vereinigte Arabische Emirate)

Damit besteht das Weltbiosphärenparknetzwerk nunmehr aus 686 Biosphärenparks in 122 Ländern (darunter 20 grenzüberschreitende Biosphärenparks).

Eine für Österreich sehr bedeutsame und erfreuliche Entscheidung war die Genehmigung des slowenischen Biosphärenparks an der Mur. Damit existieren im Bereich des geplanten, aus fünf Ländern (Serbien, Kroatien, Ungarn Slowenien, Österreich) bestehenden grenzüberschreitenden Biosphärenparks im Mur-Drau-Donau-Korridor nunmehr bereits vier Biosphärenparks. Es fehlt damit nur mehr der Beitrag Österreichs zu diesem Großprojekt. Die Arbeiten an der österreichischen Einreichung haben aber kürzlich begonnen.

 

Autor: Günter Köck

Biosphärenparks sind als „Modellregionen für Nachhaltige Entwicklung“ ideal geeignet, innovative Vorreiter bei der Umsetzung der von der UNO im Jahr 2015 beschlossenen „Agenda 2030“ mit ihren 17 „Sustainable Development Goals (SDGs)“ (globale Nachhaltigkeitsziele) zu sein. Die „Agenda 2030“ bietet nicht nur herausragende Chancen für die Innen- und Außenkommunikation über Nachhaltigkeit, sondern auch die Chance, neue Fördermittel (z.B. über das ESS-Programm der ÖAW) zu akquirieren. Das MAB-Programm der UNESCO hat aus diesem Grund die Aktion “#ProudToShare - Tell the story of your biosphere reserve and get the chance to inspire the world!” ins Leben gerufen.

Dafür wurden alle im weltweiten Netzwerk der Biosphärenparks zusammengefassten Gebiete aufgefordert, nach einem vom MAB-Sekretariat vorgegeben Grob-Layout einen 1-minütigen Film zu produzieren. Dieser Kurzfilm sollte in stark geraffter Form nicht nur die Highlights des Biosphärenparks zeigen, sondern auch die Motivation seiner Bewohner/innen bei der Umsetzung der SDGs präsentieren. Aus den eingereichten Filmen wurden 30 Filme ausgewählt, um auf drei hochkarätigen internationalen Veranstaltungen (ECOSOC, HLPF, MAB-ICC) dem Publikum präsentiert zu werden. Die Kärntner Kollegen vom BP „Salzburger Lungau und Kärtner Nockberge“ haben es als einziger heimischer BP geschafft, trotz der extrem kurzen zur Verfügung stehenden Zeit einen hochqualitativen Film zu produzieren, der von der Jury auch tatsächlich zur Präsentation auf allen drei Meetings ausgewählt wurde.

ECOSOC Science and Technological Forum: Dieses aus Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und dem Sozialsektor sowie UN und EU-Organisationen bestehende internationale Forum traf sich vom 5.-6. Juni 2018 im UNO-Hauptquartier in New York, um über die Kooperation in Wissenschaft, Technologie und Innovation bei der Umsetzung der SDGs zu beraten.

High Level Political Forum (HLPF 2018): Vom 9.-18. Juli 2018 trafen sich die Regierungen der UNO-Mitgliedsländer im UNO-Hauptquartier in New York, um unter dem Thema „Transformation zu nachhaltigen und resilienten Gesellschaften“ über ihre Fortschritte bei der Umsetzung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele zu berichten.

MAB International Coordinating Council (MAB-ICC): Vom 23.- 28. Juli 2018 findet in Palembang auf der indonesischen Insel Sumatra die 30. Sitzung des Internationalen Koordinierungsrates des UNESCO-MAB-Programms (MAB International Co-ordinating Council, MAB-ICC) statt. Das aus 34 Ländern bestehende Lenkungsgremium des MAB-Programms, in dem Österreich durch Dr. Günter Köck vertreten ist, wird dabei u.a. den seit dem Jahr 2013 laufenden Qualitätsverbesserungsprozess im derzeit aus 669 Gebieten in 120 Ländern bestehenden Weltbiosphärenparknetzwerk fortsetzen. In diesem Meeting werden aber nicht nur die Weichen für die nächsten Jahre des (Arbeits)Programms gestellt, sondern auch neue Biosphärenparks genehmigt.

Mit der Präsentation des Filmes ist den Nockbergen, die bei der internationalen Vernetzung in Österreich eine Vorreiterrolle einnehmen, bezüglich der internationalen Sichtbarkeit und Zusammenarbeit ein großer Erfolg gelungen. Der Beitrag der Nockberge zeigt gemeinsam mit den anderen gezeigten Filmen, wie Biosphärenparks durch das Engagement ihrer Bewohner erfolgreich zur Umsetzung der SDGs beitragen. Alle gezeigten Filme sind im Internet über Youtube downloadbar:

https://www.youtube.com/playlist?list=PLWuYED1WVJIN6mpjwVvqgA04sO2n0P3_t

Autor: Günter Köck

Der Klimawandel stellt für unsere Gesellschaft eine in ihrer Dimension noch nie dagewesene Herausforderung dar. Das im Klimaschutzabkommen von Paris (2015) gesteckte Ziel, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen, macht tiefgreifende Veränderungen in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen notwendig. Dazu gehören vor allem der weitgehende Ausstieg aus den fossilen Energien, die Steigerung der Energieeffizienz und der Ausbau der erneuerbaren Energien.

Die so genannte „Energiewende“, sprich den Aufbau eines zukunftsfähigen Energiesystems basierend auf erneuerbaren Energieträgern, bietet auch den heimischen Biosphärenparks „Großes Walsertal“, „Wienerwald“ und „Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge“ gute Chancen zu ihrer sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung. Allerdings stellt dies die Biosphärenparkregionen auch vor neue Herausforderungen, da mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien Raumnutzungsansprüche verbunden sind, die mit dem Naturschutz in Konflikt stehen und sich auf das Landschaftsbild auswirken können. Dabei bergen Wind- und Wasserkraft so wie großflächige Fotovoltaik-Anlagen aufgrund der baulichen Eingriffe wohl das größte Konfliktpotential. Allerdings bringt die Nutzung erneuerbarer Energieformen in Bezug auf die Einhaltung der Naturschutzziele auch Synergien, wie etwa die Dämpfung des Klimawandels durch die Nutzung der erneuerbaren Energieformen, z.B. durch die Inwertsetzung von aus der Landschaftspflege stammender Biomasse. Eine veränderte Freiflächennutzung durch technische Anlagen zur Energieerzeugung (etwa durch Windkraft, Fotovoltaik-Großanlagen, Wasserkraftnutzung) oder großflächigen Monokulturen im Energiepflanzenanbau können zu erheblichen Beeinträchtigungen der Ökosysteme und des Landschaftsbildes und damit zu einem Qualitätsverlust der Biosphärenparks führen. Darüber hinaus können derartige Eingriffe Konflikte mit der Bevölkerung auslösen.

Da Fragen zu erneuerbaren Energien nun auch vermehrt in den heimischen Biosphärenparks auftreten, hat das Österreichische MAB-Nationalkomitee ein Positionspapier erarbeitet und dieses im Rahmen eines im November 2016 im Biosphärenpark Großes Walsertal abgehaltenen, internationalen Workshops zum Thema „Erneuerbare Energieformen in Biosphärenparks – Was ist wo erlaubt?“ gemeinsam mit externen Expertinnen und Experten diskutiert und weiterentwickelt.

Das Positionspapier soll allen an der Verwaltung eines Biosphärenparks Beteiligten sowie den Gesetzgebern Empfehlungen und Leitlinien zur nachhaltigen Produktion erneuerbarer Energie unter Einhaltung der internationalen Kriterien der UNESCO und der nationalen Leitlinien zur Verfügung stellen. Damit haben die Biosphärenparks die Chancen und Möglichkeiten, die „Energiewende“ in Österreich möglichst konfliktfrei zu unterstützen und so Modellregionen für eine sozial und ökologisch nachhaltige Produktion erneuerbarer Energie zu werden. Die österreichischen Biosphärenparks können so einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 mit ihren Entwicklungszielen leisten.

pdf downloadDownload "Positionspapier des Österreichischen Nationalkomitees für das UNESCO-Programm „Man and the Biosphere (MAB)“ zur Nutzung von erneuerbaren Energien in österreichischen Biosphärenparks"

 

 

Author: Günter Köck

The scale of climate change in our time confronts our society with unprecedented challenges. The goal set in the Paris climate protection agreement (2015) is to keep the increase in global average temperature to well below 2°C above pre-industrial levels thus necessitating fundamental changes in all aspects of everyday life and the economy. This means, above all, to phase out fossil fuels as far as possible, to increase energy efficiency and to expand the use of renewable energies.

Energy transition, i.e. the development – based on renewable energy sources - of an energy system fit for the future, provides good opportunities to our own biosphere reserves for further advancement of their social, ecological and economic development. On the other hand, this confronts biosphere reserve regions with new challenges, because the expansion of renewable energies is bound up with demands on the utilisation of space which run into conflict with nature conservation requirements and which may affect a landscape’s appearance. In this context, wind and hydropower as well as large-scale photovoltaic plant – in view of their structural impacts – are likely to represent the greatest conflict potential. On the other hand, the use of renewable energy sources can also provide synergies in our endeavour to achieve nature conservation objectives, such as the moderation of climate change by means of the valorisation of biomass resulting from land management. Changes in the use of open spaces by the installation of technical plant for energy production (e.g. wind power, large-scale photovoltaics, hydropower utilisation) or large-scale monocultures planted for energy crops, can lead to considerable impacts on ecosystems and the scenic value of landscapes thus causing a decline in the quality of a biosphere reserve. Moreover, such impacts can trigger conflicts with local residents.

In our domestic biosphere reserves we are increasingly confronted with questions regarding renewable energies. That is why the Austrian MAB National Committee has prepared a position paper which was discussed at an international workshop held in the Biosphere Reserve ‘Großes Walsertal’ in 2016. This workshop was entitled ‘Forms of Renewable Energy in Biosphere Reserves – what is permitted?’. It was attended by external experts who took part in discussions on this subject, which helped to clarify and progress our position.

This position paper is intended to provide recommendations and guidelines on sustainable production of renewable energies for anyone involved in the administration of a biosphere reserve and for lawmakers, in strict accordance with UNESCO’s international criteria and our relevant national guidelines. This is to give biosphere reserves the chances and opportunities to guide and support Austria’s ‘energy transition’ in a way that is largely free from conflict and will enable them to become model regions for the socially and ecologically sustainable production of renewable energy. By achieving their development goals, Austrian biosphere reserves can contribute significantly to the implementation of Agenda 2030.

Please note that the position paper is focused on Austrian biosphere reserves and is thus based on the legal, environmental and social framework in Austria. In consequence, it might be somewhat difficult to transfer the views of the Austrian MAB Committee to other countries. Nevertheless, we are convinced that our paper may serve as valuable resource for dealing with similar issues in other regions of the world.

 

pdf downloadDownload "Position Paper of the Austrian National Committee for the UNESCO Programme ‘Man and the Biosphere (MAB)’ for Using Renewable Energies in Austrian Biosphere Reserves"